Exkursion Kaschlsteig/Pechelgraben 30.6.2018
Verfasst: 03.07.2018, 19:40
Am vergangenen Samstag waren wir wieder in der Umgebung von Rein (Graz-Umgebung) unterwegs. Zunächst ging es den Kaschlsteig entlang – dieses Gebiet zeichnet sich vor allem durch röhrlingsreiche Kalk-Buchen- und -Mischwälder aus aber stellenweise gibt es auch saure Bereiche mit entsprechenden Zeigerpflanzen und -pilzen. Von den Röhrlingen war jedenfalls nicht viel zu sehen, dafür gab es ein paar andere hübsche Pilze. Die erste bemerkenswerte Art des Tages wuchs reichlich auf gestapelten Eichenästen: Bulgaria inquinans.
Überrascht wurden wir dann von einem Einzelfruchtkörper von Phaeocollybia lugubris:
Sehr interessant, aber auch schwierig, ist der folgende Fund. Zwei helle Lorchel-Fruchtkörper in einem stark vermorschten Fagus-Strunk. Diese weißlichen Lorcheln mit gefurcht-gekammertem Stiel sind ja traditionell sehr schwierig zu bestimmen, weshalb auch hier noch ein paar Restzweifel bleiben. Folgt man aber Skrede et al. (2017), so dürfte es sich aufgrund des stellenweise mit dem Stiel verwachsenen Hutrandes am ehesten um eine Albino-Form von Helvella lacunosa handeln.
Aus dem selben Strunk wuchsen ganz frische Fruchtkörper von Xylaria polymorpha – natürlich nichts Außergewöhnliches aber dennoch ganz nett anzuschauen.
Wie eingangs bereits geschrieben, war röhrlingsmäßig nicht viel los. Vor ein paar Wochen gab es in dem Gebiet noch einen richtigen Schub mit Netzstieligen Hexen-Röhrlingen, bei unserer Exkursion machten diese jedoch Pause, dafür war Suillellus mendax immer wieder anzutreffen.
Auf einem liegenden Ast von Sorbus aria wuchs Heteroradulum deglubens:
Abschließend fanden wir noch ein paar orangerote Becherlinge mit langen Haaren auf einem Waldweg, die mikroskopische Untersuchung hat die Vermutung im Feld bestätigt: Scutellinia trechispora (Foto: Annemaria Gallé). Leicht zu erkennen anhand der kugeligen Sporen mit groben, zylindrischen Warzen.
Am Nachmittag haben wir erneut den Pechelgraben aufgesucht, in dem wir bei unserer letzten Exkursion schon einige Besonderheiten finden konnten. Leider mussten wir feststellen, dass sich inzwischen einiges geändert hat: Ein neuer Fischteich wurde angelegt und die Umgebung großflächig planiert, auch wurde der Standort von Peziza acroornata mit Bodenmaterial überschüttet; die Ränder der Forststraße wurden an vielen Stellen bis zum äußersten Rand befahren, dadurch interessante Wegränder zerstört und z. T. Baumwurzeln von uralten Bäumen beschädigt; ein anderer Teil der Forststraße, der bei unserer ersten Begehung offensichtlich schon länger nicht mehr mit schwerem Gerät befahren wurde, wies tiefe Traktorspuren auf. Insgesamt also große Ernüchterung – da kennt man ein Gebiet gerade einmal seit einem Monat und schon hat sich so viel zum Negativen verändert.
Aber zurück zu den Pilzen. Zum Glück blieb ein sandig-schotteriger Bereich am Anfang des Grabens unbeeinflusst – hier gab es das letzte Mal ein Massenaufkommen von Melastiza carbonicola und auch Cupulina ascophanoides wuchs dort. Von Melastiza war am Samstag nur noch sehr wenig zu sehen, die Cupulina fanden wir gar nicht mehr. Dafür stießen wir auf einen sehr reichlich wachsenden aber kleinen und unscheinbaren, dunkel oliv- bis violett-braunen Becherling, der sicherlich der Höhepunkt unserer Exkursion war. Erst durch einen Hinweis von Till Lohmeyer konnte ich ihn als Aleurina tenuiverrucosa bestimmen. In der Datenbank der Pilze Österreichs gibt es noch keine Einträge unter diesem Namen.
Das war aber nicht die einzige interessante Art an dem Standort. Zwischen der Aleurina hat sich eine einzelne Melastiza versteckt (man kann sie auf dem ersten Makrofoto erahnen), der wir im Feld aber kaum Beachtung geschenkt haben – schließlich wuchs bei unserer letzten Exkursion an dieser Stelle massenhaft M. carbonicola, das wird also sicher nichts anderes sein, dachten wir. Na ja, so kann man sich täuschen! Zum Glück hat Anna, die den Aleurina-Fruchtkörper mit der Melastiza mitgenommen hat, einen mikroskopischen Blick auf letztere geworfen: Es handelt sich um Melastiza flavorubens mit der typisch knotigen Sporenornamentation. Diese wollte ich immer schon mal finden, könnte auch neu sein für die Steiermark laut Ö-Datenbank. Mikrofotos von Anna.
Aber damit nicht genug. Neben der Aleurina, also auf Sand bzw. Erde fand Anna zu Hause noch kleine, dunkle, behaarte Perithecien, die vermutlich zu Cercophora arenicola gehören. Leider waren sie aber noch nicht ganz reif, weshalb die Bestimmung nicht 100%ig sicher ist. Die Fotos sind wieder von Anna.
Die letzte Art, die ich zeigen möchte, ist ein "Rindenpilz" auf einem morschen Laubholzstück direkt am Bachrand. Wie aufgrund dieser Ökologie bereits zu vermuten war, handelt es sich um Subulicystidium longisporum.
(Wer Angst vor Nadeln hat, sollte den Pilz lieber nicht mikroskopieren. :?)
Schöne Grüße
Gernot
PS: Und als Nachtrag noch ein nicht-pilzliches Handy-Foto. Der erste Alpenbock im heurigen Jahr – so früh haben wir den noch nie gesehen.
Überrascht wurden wir dann von einem Einzelfruchtkörper von Phaeocollybia lugubris:
Sehr interessant, aber auch schwierig, ist der folgende Fund. Zwei helle Lorchel-Fruchtkörper in einem stark vermorschten Fagus-Strunk. Diese weißlichen Lorcheln mit gefurcht-gekammertem Stiel sind ja traditionell sehr schwierig zu bestimmen, weshalb auch hier noch ein paar Restzweifel bleiben. Folgt man aber Skrede et al. (2017), so dürfte es sich aufgrund des stellenweise mit dem Stiel verwachsenen Hutrandes am ehesten um eine Albino-Form von Helvella lacunosa handeln.
Aus dem selben Strunk wuchsen ganz frische Fruchtkörper von Xylaria polymorpha – natürlich nichts Außergewöhnliches aber dennoch ganz nett anzuschauen.
Wie eingangs bereits geschrieben, war röhrlingsmäßig nicht viel los. Vor ein paar Wochen gab es in dem Gebiet noch einen richtigen Schub mit Netzstieligen Hexen-Röhrlingen, bei unserer Exkursion machten diese jedoch Pause, dafür war Suillellus mendax immer wieder anzutreffen.
Auf einem liegenden Ast von Sorbus aria wuchs Heteroradulum deglubens:
Abschließend fanden wir noch ein paar orangerote Becherlinge mit langen Haaren auf einem Waldweg, die mikroskopische Untersuchung hat die Vermutung im Feld bestätigt: Scutellinia trechispora (Foto: Annemaria Gallé). Leicht zu erkennen anhand der kugeligen Sporen mit groben, zylindrischen Warzen.
Am Nachmittag haben wir erneut den Pechelgraben aufgesucht, in dem wir bei unserer letzten Exkursion schon einige Besonderheiten finden konnten. Leider mussten wir feststellen, dass sich inzwischen einiges geändert hat: Ein neuer Fischteich wurde angelegt und die Umgebung großflächig planiert, auch wurde der Standort von Peziza acroornata mit Bodenmaterial überschüttet; die Ränder der Forststraße wurden an vielen Stellen bis zum äußersten Rand befahren, dadurch interessante Wegränder zerstört und z. T. Baumwurzeln von uralten Bäumen beschädigt; ein anderer Teil der Forststraße, der bei unserer ersten Begehung offensichtlich schon länger nicht mehr mit schwerem Gerät befahren wurde, wies tiefe Traktorspuren auf. Insgesamt also große Ernüchterung – da kennt man ein Gebiet gerade einmal seit einem Monat und schon hat sich so viel zum Negativen verändert.
Aber zurück zu den Pilzen. Zum Glück blieb ein sandig-schotteriger Bereich am Anfang des Grabens unbeeinflusst – hier gab es das letzte Mal ein Massenaufkommen von Melastiza carbonicola und auch Cupulina ascophanoides wuchs dort. Von Melastiza war am Samstag nur noch sehr wenig zu sehen, die Cupulina fanden wir gar nicht mehr. Dafür stießen wir auf einen sehr reichlich wachsenden aber kleinen und unscheinbaren, dunkel oliv- bis violett-braunen Becherling, der sicherlich der Höhepunkt unserer Exkursion war. Erst durch einen Hinweis von Till Lohmeyer konnte ich ihn als Aleurina tenuiverrucosa bestimmen. In der Datenbank der Pilze Österreichs gibt es noch keine Einträge unter diesem Namen.
Das war aber nicht die einzige interessante Art an dem Standort. Zwischen der Aleurina hat sich eine einzelne Melastiza versteckt (man kann sie auf dem ersten Makrofoto erahnen), der wir im Feld aber kaum Beachtung geschenkt haben – schließlich wuchs bei unserer letzten Exkursion an dieser Stelle massenhaft M. carbonicola, das wird also sicher nichts anderes sein, dachten wir. Na ja, so kann man sich täuschen! Zum Glück hat Anna, die den Aleurina-Fruchtkörper mit der Melastiza mitgenommen hat, einen mikroskopischen Blick auf letztere geworfen: Es handelt sich um Melastiza flavorubens mit der typisch knotigen Sporenornamentation. Diese wollte ich immer schon mal finden, könnte auch neu sein für die Steiermark laut Ö-Datenbank. Mikrofotos von Anna.
Aber damit nicht genug. Neben der Aleurina, also auf Sand bzw. Erde fand Anna zu Hause noch kleine, dunkle, behaarte Perithecien, die vermutlich zu Cercophora arenicola gehören. Leider waren sie aber noch nicht ganz reif, weshalb die Bestimmung nicht 100%ig sicher ist. Die Fotos sind wieder von Anna.
Die letzte Art, die ich zeigen möchte, ist ein "Rindenpilz" auf einem morschen Laubholzstück direkt am Bachrand. Wie aufgrund dieser Ökologie bereits zu vermuten war, handelt es sich um Subulicystidium longisporum.
(Wer Angst vor Nadeln hat, sollte den Pilz lieber nicht mikroskopieren. :?)
Schöne Grüße
Gernot
PS: Und als Nachtrag noch ein nicht-pilzliches Handy-Foto. Der erste Alpenbock im heurigen Jahr – so früh haben wir den noch nie gesehen.