Vier eher unauffällige Holzbewohner

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Hallo,

wenn an bodenbewohnenden Pilzen kaum etwas Aufregendes zu finden ist, muss man eben auf Totholz "ausweichen". Gestern habe ich daher in einem kleinen Waldstück im Poniglgraben bei Weiz in kurzer Zeit ein paar Holzbewohner zusammengesammelt, denn ganz mit leeren Händen nach Hause zu gehen ist ja auch langweilig.
(Meine Hoffnung ist eigentlich, irgendwann in diesem Graben Podofomes trogii zu begegnen, der in den 70er-Jahren von Stefan Plank als bisher einziger steirischer Nachweis dort entdeckt wurde…)

Auf einem alten Abies-Strunk fand sich relativ großflächig Peniophorella pubera, bemerkenswert hier die scharfrandigen, relativ dicken jungen Fruchtkörper, deren Zystiden bereits mit der Handlupe leicht zu erkennen sind. Wer gerne Zeichnungen der mikroskopischen Merkmale dieser Art sehen möchte, dem sei der entsprechende Eintrag in MycoBank empfohlen (ganz nach unten scrollen). In dieser Datenbank finden sich generell zahlreiche Abbildungen zu diversen Porlingen und Rindenpilzen.
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Wieder an einem alten Nadelholzstrunk wuchs ein resupinater, weißlicher Porling mit fransigem Rand (z. T. sind auch Myzelstränge vorhanden). Im Mikroskop muss man genau schauen, um die im Durchmesser weniger als 4 µm messenden Sporen zu entdecken. Die Rede ist von Porpomyces mucidus.
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Nun ein schwieriger Kandidat, gefunden an einem sehr morschen Fagus-Stamm. Bereits makroskopisch bemerkt man die reichliche harzige Ausscheidung, die unter dem Mikroskop noch deutlicher wird. Ich hab nur schlanke, abgerundete bis leicht kopfige Zystiden beobachtet sowie – im Hymenium eingebettet – aufgeblasene Zellen, die die harzigen Ausscheidungen produzieren. Wenn ich dazu noch eindeutige fusoide Zystiden gefunden hätte, würde alles mehr oder weniger gut für Peniophorella tsugae passen, da ich diese aber nicht beobachten konnte, bleibt es bei Peniophorella cf. tsugae. Diese Artengruppe ist ja traditionell kompliziert.
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Und schließlich die wohl unscheinbarste dieser Arten, Lobulicium occultum. Sie wächst nur (soweit ich weiß bzw. das bisher selber beobachten konnte) auf der Unterseite braunfauler, stark vermorschter Nadelholzstücke, besonders in alten, liegenden Stämmen. Obwohl ich mehrere Standorte im Kärntner Koralmgebiet nahe der Grenze zur Steiermark kenne (ein Foto habe ich hier bereits gezeigt), ist dies der erste mir bekannte in der Steiermark.
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Schöne Grüße
Gernot