Herbst 2022

#1
Grüß euch,

die letzte Zeit war noch ziemlich wiesenlastig, um möglichst viele der geplanten Begehungen abzuarbeiten bevor mir die ersten Fröste einen Strich durch die Rechnung machen.

Ich durfte auf jeden Fall wieder viele tolle Wiesen und Weiden kennenlernen, die teilweise in den nächsten Jahren definitiv weiter zu beobachten sind.

Clavulinopsis fusiformis - in einigen Gebieten gefunden, teilweise in sehr großen Beständen
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Cuphophyllus sp. - erst dachte ich, wegen der gelben Stielbasis, an flavipes, aber so ganz will mir das nicht passen... hab an mehreren Stellen einer Alm Fruchtkörper mit ähnlich brauner Hutfarbe gefunden. Weiters sind auch die Sporen etwas groß dafür
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Dermoloma cuneifolium
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Dermoloma joserandii - auch in gleich drei Gebieten gefunden. In einem in Gesellschaft von D. pseudocuneifolium
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Entoloma atromadidum - kleine Sporen, runzelige Huthaut und die dunklen Farben sollten die Bestimmung eigentlich recht eindeutig machen
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Entoloma bloxamii s.str. - in der gleichen Fläche wie E. atromadidum. Recht markant ist der lange weiß bleibende Stiel, der mich auch schon bei den Funden am zweiten mir bekannten Standort aufgefallen ist
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Entoloma luteobasis - langsam wird mir die Art glaub ich klar... der bloxamii-Habitus, das dunkle Braun mit teils leichtem, stahlblauem Stich, die metallisch glänzende Huthaut und die oft gelbe Stielbasis scheinen schon recht markant... auch in drei Gebieten gefunden
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Hericium flagellum - an einer abgestorbenen, stehenden Tanne von nur ca 15cm Durchmesser
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Zuletzt geändert von Florian am 05.10.2022, 08:23, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Herbst 2022

#2
Hygrocybe citrinovirens
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Hygrocybe coccinea
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Hygrocybe punicea
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Hygrocybe splendidissima - Massenvorkommen mit vielen hunderten Fruchtkörpern
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Porpolomopsis calyptriformis - endlich auch das erster rosa der Saison, zumindest bei den Saftlingen
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Pseudoporpoloma pes-caprae - scheint ein gutes Jahr zu haben und ist grade in jeder guten Wiesen in Massen anzutreffen
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Liebe Grüße

Re: Herbst 2022

#3
Lieber Florian,

bei uns sind die Wälder seit einiger Zeit voll und auch das Wiesenpilzleben beginnt schön langsam zu erwachen... Bei der letzten, relativ kurzen Begehung einer höhergelegenen Weidefläche über Kalk gab es immerhin schon 10 Saftlingsarten sowie Lamelloclavaria petersenii und Entoloma bloxamii agg. zu bewundern, nun endlich auch in der Steiermark. :-) Ein bisschen Regen in den kommenden Tagen wäre aber schon noch gut.

Deinen Exemplaren von E. bloxamii s. str. scheinen die Blautöne irgendwie abhanden gekommen zu sein, oder ist das nur am Foto so?

Schöne Grüße
Gernot

Re: Herbst 2022

#4
Hallo Florian,

spannende Sachen. Viele habe ich auch in Ehrwald. Wiesenkeulen fehlen (ich weiß nicht warum) bis auf einzelne, kleine Exemplare.

Dein Cuphophyllus mit Hygrocybe virgineus var ochraceopallidus vergleichen. Isabellfarbene Jungfernellerling. Oder so ähnlich.

Die Wiesen sind meine letzte Rettung, weil das Licht schon um 16.30 Uhr nicht mehr für den Wald reicht.

LG - Rebecca
Dateianhänge
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Re: Herbst 2022

#5
Grüß euch,

die Farbe der bloxamii kommt auf dem Foto nicht wirklich rüber… Handyfoto bei Regenwetter und kurz vorm dunkel werden…

C. ochraceopallidus kann ich mir nicht recht vorstellen wegen der Basis… aber der darf mal liegen bis wieder etwas weniger los ist. Zum Exsikkate untersuchen hab ich grade keine Zeit


Nach den tollen Funden von der kleinen, ehemaligen Skipiste vom Wochenende, musste ich heute kurz die Piste bei uns im Ortszentrum besuchen, die auch schon lange kaum noch genutzt wird
7 Saftlingsarten und ein Rötling hören sich zwar fürs erst nicht nach so viel an, aber dafür war der Anteil an besseren Arten doch ziemlich hoch.

Neben zwei Banalitäten hab’s noch eine schöne Gruppe C. flavipes, einige alte Fruchtkörper von N. ovina und die folgenden vier Arten

C. berkeleyi
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H. splendidissima
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P. calyptriformis - so viel zum Thema „auf den tieferen Wiesen wird’s wohl noch zu früh sein“…. Fundhöhe 460m und immer mal wieder einzeln oder in kleinen Gruppen zu finden
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E. cf. madidum - die kaum gerunzelte Huthaut, das satte Himmelblau (in den wenigen, noch nicht total ausgebleichten Bereichen) und die kleinen Sporen führen eigentlich recht eindeutig zu der Art
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Lg

Re: Herbst 2022

#6
... warum in die Ferne schweifen...

heute hab ich eine weitere Wiese besucht, auch fast im Ort gelegen und am gleichen Berg wie gestern, jedoch Ost-Exponiert... auch eine der Wiesen, die vermutlich schon Jahrhunderte einschürig bewirtschaftet wurde und nie größeren negativen Einflüssen ausgesetzt war

Neben einigen weiteren netten Funden gab`s auch folgende vier, die ich euch zeigen möchte

Porpolomopsis calyptriformis - schon wieder ein neuer Standort mit ordentlicher Population
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Neohygrocybe ovina - auch immer eine Freude, davon neue Standorte zu finden
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Neohygrocybe ingrata - mal wieder die Echte, die auch ein gutes Jahr zu haben scheint. In der Wiese von heute neben chlorophana die häufigste Art, mit mehreren hundert Fruchtkörpern... sowas hab ich definitiv noch nicht gesehen
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Hygrocybe cf. aurantiosplendens - und das Beste kommt zum Schluss... dass ich diese traumhaft schöne Art heuer auch noch finden durfte ist natürlich eine besondere Freude
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Liebe Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 19.10.2022, 06:13, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Herbst 2022

#7
Lieber Florian,

wie kann man nur solche Wiesen vor der Haustüre haben... Fantastisch, was du uns hier zeigst!

Eine Anmerkung noch zu H. aurantiosplendens. Ich finde die breit angewachsenen Lamellen ungewöhnlich und interessant. Ich kenne selber ähnliche Kollektionen und hielt diese bisher immer für ungewöhnlich orange bzw. ausgeblasste H. coccinea – mit einem solchen Lamellenansatz bleibt halt kaum etwas anderes übrig. Bei der Bestimmung hielt ich mich bislang hauptsächlich an Boertmann (Lamellen "narrowly adnate, sometimes emarginate with a decurrent tooth") und Bon (Lamellen "aufsteigend bis fast frei"). Natürlich sollte H. coccinea nicht so häufig eingeschnürte Sporen besitzen wie H. aurantiosplendens. Hier wäre sicherlich noch eine Sequenzierung interessant.
Zum Vergleich noch meine Fotos von H. aurantiosplendens (alle vom selben Myzel, aus zwei unterschiedlichen Jahren):
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Schöne Grüße
Gernot

Re: Herbst 2022

#8
Lieber Gernot,

wie "viele" traditionell bewirtschaftete Wiesen wir selbst in Ortsnähe noch haben hat mich selbst überrascht, bei meinen diesjährigen Recherchen konnte ich aber doch noch einige einschürige Wiesen, mit einer Nutzungstradition von jenseits der 100 Jahre, identifizieren. Damit, dass mir die ersten davon gleich solche Funde bescheren, hatte ich allerdings auch nicht gerechnet.

Der Lamellenansatz der aurantiosplendens hat mir auch Kopfzerbrechen bereitet, aber insgesamt spricht mMn doch mehr für aurantiosplendens als für coccinea.
Die kegelige, teils gebuckelte Hutform, die am Bild nicht so gut rüberkommt, aber schon in der gesamten Kollektion recht auffällig war, scheint mir doch sehr extrem für coccinea
Das kräftige orange, auch bei jungen, sicher nicht ausgebleichten Fruchtkörpern (siehe den Fruchtkörper oben rechts, der ist noch ganz jung, ist gut geschütz gewachsen) und die stark hygrophanen Hüte kenn ich so extrem auch nicht von coccinea
Eingeschnürt Sporen gibt es recht viele, auch wenn ein großer Teil davon nur leicht eingeschnürt ist. Die Größe spricht eher für aurantiosplendens, wenngleich sie noch in der Variationsbreite von coccinea liegt.
Des weiteren sind noch die teils relativ langen Zellen der Lamellentrama auffällig, die regelmäßig bis deutlich über 200µm lang sind. Auch dies würde, nach den Angaben die Boertmann dazu gibt, eher für aurantiosplendens sprechen.

Eigentlich wollte ich mir ja noch eine coccine einpacken, um sie mikroskopisch direkt zu vergleichen, aber das muss ich wohl die nächsten Tage nachholen. Insgesamt spricht mir jedoch eigentlich zu viel dagegen, und dann würde nur noch eine aurantiosplendens mit seltsam angewachsenen Lamellen übrig bleiben.

ich werd ihr doch noch ein cf. verpassen und mich in nächster Zeit nochmal genauer damit auseinandersetzen.

Liebe Grüße

Re: Herbst 2022

#9
Grüß euch,

heute hab ich die Kontrollrunde bei den Schafen und Ziegen genutzt, um mal wieder einige der intressanteren, von mir bewirtschafteten Standorte im Raum Kirchdorf genauer zu untersuchen

Neben einigen häufigeren Arten konnte ich auch wieder ein paar sehr sehr schöne Sachen finden.

In einer Weide, in der ich letztes Jahr schon Ramariopsis robusta, Neohygrocybe pseudoingrata und Hygrocybe citrinovirens hatte, gab's auch den ersten Fund von H. intermedia, allerdings nicht mehr fotogen

In meiner Orchis morio-Wiese konnte ich auch zwei neue Arten nachweise

Neohygrocybe ovina
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Hygrocybe quieta - so kann's gehen... lange gesucht und dann steht sie in der eigenen Wiese rum
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und in einer neu übernommenen Mähwiese gab es dann noch das...

Neohygrocybe pseudoingrata - hat mich bei der ersten Flächenbegehung gleich mal mit ca. 100 Fruchtkörpern in perfektem Zustand begrüßt
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Liebe Grüße

Re: Herbst 2022

#10
Grüß euch,

heute hab ich's nicht mehr ausgehalten, und bin doch noch mal auf eine der höher gelegenen Almen im Nationalpark gefahren. Überraschend war's dann aber doch, wie viel grade noch los ist, auch wenn viele der frühen Arten schon komplett verschwunden sind.

Trotz der bunten Wiesen waren die Stars des heutigen Tages aber ganz eindeutig die kleinen und unauffälligen Arten.

Thuemenidium atropurpureum
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Microglossum olivaceum
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Lamelloclavaria petersenii
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Hodophilus foetens agg.
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Lg

Re: Herbst 2022

#11
Lieber Florian,
ist ja toll, gut, dass du so neugierig warst und noch raufgegangen bist. Superfunde! Du wohnst einfach in einer äußerst spannenden Gegend, was die Magerwiesen und -weidenpilze betrifft.

LG
Irmgard