unklare Pilze aus dem Waldviertel

#1
Hallo,
heute waren Wolfgang, Alina und ich im Waldviertel unterwegs und fanden nicht viele Pilze, so kommt es halt, dass man sich auch die ganz kleinen mal ansieht.

Beim ersten Pilz habe ich bereits eine Vermutung und werde auch das Mikroskop noch anwerfen. Ich denke, diese kleine rötlichbraunen Pilze aus der Wiese, die direkt auf Pflanzenresten wuchsen, könnten Deconica inquilina sein. Sie haben jung ein weißes Velum, der Stiel ist lila überhaucht und nach unten hin dunkler, er ist weiß überfasert. Die Lamellen sind bräunlich und der Hut ist stark hygrophan.

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Unmittelbar daneben wuchs noch ein kleiner Braunsporer, der einen dunkle Stiel hat. Die Lamellen sind graubraun und gezähnt. Jung ist der Pilz eher spitzhütig.

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Im Sphagnum fanden wir eine Mycena, die der von Joachim stark ähnelt. Der Stiel ist glatt, jung lilabraun und im Alter eher braun, an der Basis ist weißer Myzelfilz. Die Lamellen sind weiß und haben einen leicht bläulichen Schimmer. Geruch haben wir keine wahrgenommen. Ich hab mal ein bisschen gesucht und bin auf Mycena concolor gestoßen. Mal sehen, was das Mikroskop enthüllt.

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Nun möchte ich euch noch ein paar Pilze zeigen, die schon einen Namen haben:

Helvella leucomelaena
Wolfgang kannte den Platz schon und tatsächlich konnten wir sie heute nach vielen Jahren wiederfinden. Sie wuchs auf dem Weg neben Föhren, Fichten gab es auch genug.
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Dann fanden wir noch eine goldgelbe Entoloma bei Fichte, die Wolfgang als Entoloma cetratum bestimmte. Ein sehr schöner Pilz!
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Am Wegesrand wuchs dann noch ein schöne Kollektion Marasmius oreades:
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Ich freue mich auf eure Hinweise bezüglich der unklaren Pilze!

Liebe Grüße,
romana

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#2
Liebe Romana,

für mich zeigst du da eigentlich durchwegs größere Pilze. :-)

Den ersten halte ich ebenfalls für eine Deconica, D. inquilina könnte gut sein. Ich mikroskopiere die aber auch immer, um sicherzugehen.
Der zweite Braunsporer könnte m. E. dasselbe in älter sein.

Die Mycena hat sicher nicht gemilcht?

Helvella leucomelaena ist ein schöner Wiederfund!

Entoloma cetratum hatten wir bei unserer Modriach-Exkursion auch reichlich.

Die Nelken-Schwindlinge sind wirklich hübsch, wie sie aus dem Gras herausschauen.

Schöne Grüße
Gernot

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#3
Liebe Romana,
großartig - ja, die Mycena schaut "meiner" verdächtig ähnlich. In den besuchten Mooren kamen sie überall vor - auch in Moorwäldern, dort sehr oft gemeinsam mit Mycena galopus. Die gezeigte Art hat aber nicht gemilcht (außer M. galopus milcht auch nicht immer ...) Geruch war unauffällig, geschmeckt hat sich ein wenig kohlartig hatte ich den Eindruck.
übrigens: heuer waren im Hauswieser Moor leider keine Fruchtkörper von Mitrula paludosa zu finden.
Liebe Grüße
Jock

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#4
Lieber Gernot,

klar, für dich sind die schon groß... :D Na ja, das klein war auf die LBMs bezogen, die Rötlinge waren eh groß genug ;)

Ich werde die vermutliche Deconica morgen mikroskopieren. Bei dem zweiten Pilz glaube ich irgendwie nicht, dass es dergleiche in älter ist, weil die Lamellen so anders aussehen, sie sind gerade angewachsen und gezähnt, das sind sie bei den anderen nicht. Aber das Mikroskop wird Klarheit bringen.

Die Mycena hat keine Milch, ich hab es grad nochmal probiert, aber es kommt keine. Die schau ich mir auch morgen genauer an.

Liebe Grüße,
romana

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#5
Lieber Joachim,
schon alleine deswegen hab ich sie eingepackt, weil sie denen von der Hauswiese so stark ähnelt. Mal sehen, ob ich da was rausfinde, ich werde mich bemühen! Gekostet hab ich sie nicht, aber das mach ich noch.
Ja, ich hab die Mitrula auch schon gesucht und nicht gefunden, aber ich gebe nicht auf - gibt's doch nicht, dass ich die dort nicht finden kann, obwohl ich so oft dort bin...
Liebe Grüße,
romana

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#6
Hallo,
ich hab die Pilze mikroskopiert, doch leider fehlt mir die passende Literatur. Jedenfalls sind die beiden kleinen braunen tatsächlich die gleiche Art, die sporengröße und -form passt meines Erachtens zu Deconica inquilina, wenn ich mit den Angaben im Internet vergleiche. Die Klebrigkeit des Huts konnte ich nicht überprüfen, weil sie schon zu trocken sind und das Anfeuchten hat auch nicht geholfen.
erster Kollektion:
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zweite Kollektion:
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Bei der Mycena komme ich gar nicht weiter, da finde ich auch nichts im Internet. Vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee.
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Liebe Grüße,
Romana
Dateianhänge
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Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#7
Liebe Romana,

leider gibst du keine Maße an. Beim ersten Pilz wäre es gut gewesen (wie du angemerkt hast), zur Unterscheidung von D. subviscida die Abziehbarkeit der Huthaut zu überprüfen, die beiden Arten können ansonsten schwer voneinander zu trennen sein.

Die Mycena passt m. E. gut zur vermuteten M. galopus, eine der häufigsten Helmlings-Arten in Sphagnum. Bei älteren oder trockenen Fruchtkörpern kann die Milch schon mal fehlen.

Schöne Grüße
Gernot

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#8
Lieber Gernot,
ups, da hab ich doch vergessen, die Maße anzugeben - das hole ich jetzt nach.
Die Deconica-Sporen sind überwiegend 7x4, sie gehen von 6,5x4 bis 8x4,5, die zystiden sind ca. 30x7. Ich hab versucht, die Huthaut abzuziehen, aber das ging nicht - vielleicht aufgrund der Trockenheit? Sie waren heute alle schon ausgeblasst.
Die Sporen der mycena von 8x5 bis 11x5,5, die meisten 9-10x5, die Zystiden messen ca. 75x10. Ich habe auch noch Zystiden mit Auswüchsen gefunden, allerdings nur wenige. Milch war trotz mehreren Versuchen, auch vor Ort, nicht festzustellen, komisch...
Danke schon mal für deine bestimmungshilfe!
Liebe Grüße,
Romana

Re: unklare Pilze aus dem Waldviertel

#9
Liebe Romana,
die beiden würde ich auch als M. galopus und D. subviscida einordnen. Die Mycena hat tatsächlich, vor allem, wenn das Sphagnum schon ein wenig trockener ist oder wenn sie älter ist, bisweilen keine Milch mehr, ich mach dann meistens noch einen Ritz der Länge nach im Stiel, dann kommts oft doch noch weiß raus. DAs gleiche hab ich mir auch sofort beim Fund von Joachim gedacht gehabt, nur war hier keine mikroskopische Überprüfung möglich, daher hab ich nix dazu geschrieben. Deconica subviscida ist im Waldviertel ziemlich verbreitet.
LG
Irmgard