Tremella pyrenophila

#1
Grüß Euch alle,
ich habe da einen Pyreno auf Geißklee gefunden, den ich als Valsaria insitiva s.l. bestimmt habe. Die bitunikaten Asci IKI- , mit einem Apikalring, der sich in Kongorot anfärbt. Die Sporen 13-16 x 8-9 my groß. Daneben waren aber auch viele schwarze Pyknidien mit ähnlichen, braunen glatten Konidien, die aber mit 17-24 x 8-14 my viel größer waren als die Ascosporen von Valsaria. Da Valsaria insitiva eine andere Anamorphe hat, können die wohl nicht dazupassen oder ich habe nicht Valsaria gefunden. Auf dem gleichen Ästchen habe ich dann aber auch noch eine Tremella gefunden, die wenn ich mit Valsaria insitiva richtig liege, T. pyrenophila sein müsste.
Diese Tremella wird von Walter Jülich in der Kleinen Kryptogamenflora noch geschlüsselt, die Spur verliert sich dann aber in der neueren populären Literatur, so daß ich nicht weiß, ob die Art noch so heißt oder ob es sie überhaupt gibt. Gefunden habe ich nur Hyphenbüschel mit Schnallen. Ich interpretiere sie als "Randhaare". Leider waren nur Sporen da und keine Basidien.
Möchte in die Runde fragen, ob jemand Tremella pyrenophila schon einmal gefunden hat und mikroskopisch mehr beobachten konnte. Valsaria insitiva wurde lt. Angaben in der Datenbank der Pilze Österreichs in der Steiermark oft gefunden. War da auch schon mal eine Tremella dabei?
LG,
Matthaeus
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Re: Tremella pyrenophila

#2
Servus, Matthaeus,

aufgrund des Substrates könnte das Valsaria spartii sein, wobei auch V. robiniae auf ähnlichen Substraten vorkommt, vgl. Jaklitsch et al. (2015).

Bist du dir sicher, dass es sich bei den gezeigten Konidien um solche handelt? Könnten das nicht einfach überreife/alte Sporen sein? Konntest du Konidiophoren beobachten?

Bei der Tremella kann ich leider nicht weiterhelfen. Bei meinen bisherigen Valsaria-Funden ist mir kein solcher Begleitpilz aufgefallen. Ohne Basidien wird hier die Bestimmung vermutlich auch schwierig sein.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Tremella pyrenophila

#3
Hallo Gernot,
Danke vielmals für Deine erste Einschätzung und für den Literaturhinweis!
Ich meine, daß es Konidien sind. Auf dem zweiten Foto zeigt m.E. die Spore am äußersten rechten Rand auf der Unterseite die Abtrennungsstelle vom konidiogenen Locus. Konidiophore habe ich allerdings keine gesehen, nur massenhaft tote (?) Sporen. Sie sind auf dem ganzen Ästchen verstreut und störten mich bei der
Vermessung der vitalen Ascosporen, weil ähnlich oder dieselben. Ich werde die vitalen Ascosporen noch einmal vermessen, ich vermute, daß diese die Länge von 13-14 my doch nicht überschreiten. Kann erst am Donnerstag wieder mit Pilzen arbeiten. Falls ich noch was herausfinde, melde ich mich im Forum.

Weil bei der Tremella die Basidien fehlen, will ich auch eine Myxarium Art nicht völlig ausschließen. Tremella pyrenophila würde aber jetzt, wo Valsaria sp. einmal sicher ist, wirklich gut passen. W. Jülich hat das Vorkommen von T. pyrenophila auf Valsaria insitiva und Gleditschia beschränkt. Er hat damals aber keine Sporen von T. pyrenophila gefunden.
Der Fund ist aus dem Botanikzentrum Klagenfurt und Substrat ist Chamaecytisus ratisbonensis. Ich kann nicht mehr sehr viel untersuchen, weil der Beleg ins Herbar kommt. Die Fruchtschicht der Valsaria und der Tremella habe ich auf Agar-Platten übertragen. Bin neugierig, ob was wird, weil ich keine sterilen Bedingungen habe.

Viele Grüße,
Matthaeus

Re: Tremella pyrenophila

#4
Servus Gernot,
Deine Vermutung bezüglich der "Konidien war richtig. Ich habe alles noch einmal durchgesehen.
Auf den Ästchen sind sowohl flache kissenförmige Stromata mit herausragenden Ostiolen der darin eingesenkten Pseudothezien,
als auch ganz kleine 0,2-0,5 mm große einzelne Pseudothezien, die nicht in einem Stroma eingebettet sind. Ich habe eines davon mikroskopiert, und
keimende Sporen vorgefunden. Möglicherweise sind da auch tropfenförmige hyaline Konidien dabei. Diese Zellen mit 7x4 my allerdings
viel größer als von Walter Jaklitsch angegeben.
Ich habe 30 Ascosporen vermessen, mit Werten von (14) 15-18 (18,5) x 7,5 - 9 (10) my. Die meisten 16 x 8 my. Es gibt auch Ausreißer nach oben, die habe ich nicht hineingerechnet. Die Sporen sind fein warzig, mit doppelter medianer Septe. Viele reife Sporen sind zumindest an einem Ende etwas abgeflacht, was mich dazu verleitet hat, sie als Konidien zu betrachten.
Von der Sporengröße her sind Valsaria insitiva und V. spartii kaum zu unterscheiden, meine ich. Wenn die zwei hyalinen Zellen auf dem nachfolgenden Foto Konidien sind, dann passt Valsaria spartii besser, auch vom Substrat her. V. insitiva hat, wenn ich das richtig sehe, mehr zylindrische Konidien.
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LG,
Matthaeus

Re: Tremella pyrenophila

#5
Grüß Euch Alle miteinander,
Nachdem ich aus den Petrischalen keine neuen Erkenntnisse gewinnen konnte, schließe ich das Thema ab.
Wie schon von Gernot angedeutet, handelt es sich bei diesem "Pyreno" sehr wahrscheinlich um Valsaria spartii.
Die Ascosporen passen von der Größe her und das Substrat auch. Die keimenden glatten Sporen und die hyalinen Mikrokonidien in den frei liegenden Pseudothezien kann ich nicht 100 prozentig Valsaria zuordnen, weil ich keine Asci vorgefunden habe und meine Petrischalen zeigen nicht das, was Walter Jaklitsch (2015) bei Valsaria spartii abgebildet hat. Weil ich nicht sauber gearbeitet habe, sind die Kulturen mit einer Cladosporium Art verunreinigt.
Die auf der Valsaria parasitierende Tremella "pyrenophila" ist jetzt möglicherweise Tremellina pyrenophila. Sie wird in einer Bearbeitung über Hefen
behandelt. Das Werk ist für mich vom Budget her nicht erschwinglich. Es wird mir daher wenig nützen, wenn ich in der Petrischale noch Basidien und
Sporen oder Konidien finden sollte, weil ich dann die Merkmale nirgends vergleichen kann. Walter Jülich schlüsselt T. pyrenophila als seltene, unsichere Art, von der die Sporen nicht bekannt sind. Das spricht für sich selbst.

LG
Matthaeus
Dateianhänge
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