Hilfe bei einem Resupinatus gesucht...

#1
Servus beinand,

ich habe unlängst eine kleine Aufsammlung einer lamelligen Resupinatus-Art an Salix caprea - morscher Aststummel - gemacht, die mir etwas Kopfzerbrechen bereitet. Die Gattung ist ja übersichtlich, aber nach McDonald (2015) sollten in Europa (mindestens) fünf Artenauftreten (davon mit Resupinatus applicatus eine Sammelart, die in Europa wohl zwei unabhängige Arten darstellt).

Meine Aufsammlung macht mir wohl deshalb etwas Probleme, weil die Hutoberseite untypisch ist:
resupinatus01.jpg
resupinatus02.jpg
Ich sehe keine schwarzen, aber auch keine weißen haare, sondern eine graue Oberfläche, die ich mit der Lupe als graues Tomentum misinterprätiert hatte. Im Mijkroskop sieht das nach Kristallen aus, die den Blick auf die HDS erschweren. Es treten aber auch an den Lamellen recht grobe Kristalle auf.

Die Sporen sind nicht kreisrund, sondern etwas eiförmig bis ellipsoid und relativ groß:
CH2019030301_Resupinatus01.jpg
Die Cheilozystiden sind schwer herauszupräparieren, da alles ein einziger Gummibatz ist und sie untereinander verschlungen sind. Sie sind jedenfalls relativ schmal, haben fingerförmige Auswüchse, aber keine sterigmenähnlich spitze Elemente. Jedenfalls habe ich keine gesehen.

Die HDS besteht aus knorrigen Elementen, teils mit kurzen Seitenstielen und daran undefinierbar tropfiges... es gibt auch ein schwarzbraunes Pigment, das wie Harz an den Hyphen kleben kann (Bereiche zwischen den Hyphen auffüllend); richtige Haare mit vielen fingerartigen Auswüchsen konnte ich aber nicht finden:
CH2019030301_Resupinatus02.jpg
Für Resupinatus kavinii sind die Fruchtkörper zu groß, haben zu gut ausgebildete Lamellen - und dessen Sporen sind kleiner und kugelig.
Resupinatus striatulus passt mir auch nicht - wieder die Sporen, die nicht passen. Und der Fruchtkörper ist nicht durchsichtig / gerieft.
Resupinatus alboniger fällt schon allein wegen der Sporenmaße weg.

Bleiben wohl nur Resupinatus applicatus und Resupinatus trichotis.

Für letzteren würden die etwas großen Sporen sprechen, aber das schwarze Tomentum fehlt... und nach McDonald (2015) sollte man dann an den Cystiden und den HDS-Elementen diese spitzen, sterigmenartigen Dornen finde, die ich nicht wirklich sehen konnt. Ein etwas spitzeres Element habe ich ja gezeichnet, aber ein Saptz macht ja keinen Sommer.

Kann bei Resupinatus trichotis der schwarze Filz so hinfällig werden, dass er am Ende ganz weg ist? Und sind die Kristalle tpyisch, die ich zwar nicht gezeichnet habe, die aber so massiv auftreten, dass sie jemandem, der sowas mikroskopiert, im Gedächtnis bewahrt...
Oder ist es doch ein Resupinatus applicatus s.l.?!

Um mir die Bestimmung zu erleichtern, hatte ich erstmal die Dissertation von McDonald (2015) zusammengefasst und daraus einen provisorischen Schlüssel gebastelt - hat mir hier konkret aber auch nicht weitergeholfen.

Die Kollektion ist aus Mammendorf / Oberbayern, nicht aus Österreich (ich bedauere) ;-)

Vielleicht hat ja jemand Erfahrung in der Gattung und kann mir helfen?!

Verwendete Literatur:
McDonald J (2015): Morphological and Molecular Systematics of Resupinatus (Basidiomycota). Electronic Thesis and Dissertation Repository. Paper 3135. 297 pp. The University of Western Ontario.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Re: Hilfe bei einem Resupinatus gesucht...

#2
Servus, Christoph,

mit Consiglio & Setti (2018) hast du noch nicht verglichen? Die weißlich bereiften Hüte ohne Filz sowie die etwas länglichen Sporen würden am ehesten zu R. striatulus passen, makroskopisch kann ich diese Art bei deiner Aufsammlung aber eher nicht erkennen – ich kenne sie schmächtiger, mit weniger Lamellen, zahlreicher wachsend und eben typischerweise gerieft… Einen besseren Vorschlag hab ich derzeit trotzdem nicht.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Hilfe bei einem Resupinatus gesucht...

#3
Servus Gernot,

nein, den Consiglio & Setti (2018) habe ich gar nicht. Mir war noch im Hinterkopf bewusst, dass Hohenbuehelia neu bearbeitet wurde, dass daaber auch Resupinatus mit gemacht wurde, hatte ich gar nicht au fdem Schirm. Ich war noch auf dem Stand von 2015 (McDonald).
Das geht ja im Moment rasend mit den "Updates", der Genetik sei dank.

Das macht es aber noch spannender. Mir war nicht ganz klar, ob Resupinatus applicatus immer den kleinen Stiel haben muss (dann ist dem aber wohl so). Resupinatus trichotis meine ich sehr gut zu kennen - inklusive des schwarzen Filzes. Irgendwie passen beide nicht auf meine Kollektion, finde ich.
Da McDonald (2015) für R. striatulus als Sporenmaße (4,2-)4,7-5,4(-5,7) x (4-)4,7-5,3(-5,6) µm, also relativ klein und sehr kugelig, beißt sich das dann mit dem Konzept von Consiglio & Setti (2018). Ich gehe davon aus, dass man dann der aktuellen Arbeit folgen sollte.
Das macht es dann hier aber noch spannender, wenn es anatomisch ganz gut auf R. striatulus passen sollte, denn makroskopisch passt da (bis auf das fehlende Tomentum) nicht wirklich viel. Zu groß, zu viele Lamellen, nicht durchsichtig, ungerieft und zu wenig Fruchtkörper (wobei der Aststummel recht kurz war, aber es hätten doch mehr draufgepasst).

Dann muss ich schauen, wie ich an das Buch komme - bis dahin wird der Beleg dann erstmal schlummern. Es eilt ja nicht.

Vielen Dank für die Infos - das hilft schonmal weiter...

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)