Inocybe

#1
Hallo Foris, liebe Ditte!

anbei wieder eine Inocybe aus der Mallocybe Gruppe. Ich habe berufsbedingt im Jahr 2014 einer Uferbeleitgehölz an der Salzach (Alnus incana, Salix alba, S. daphnoides etc.) fast jede Woche besucht und dabei Anfang bis Ende April an einer Stelle unter Salix alba immer wieder diese Inocybe mit dünnem aber deutliche weißlichen V. gefunden. Anbei Bilder der drei gesammelten Kollektionen. Bestimmung bisher vergeblich, bis ich auf der HP von Ditte auf Inocybe myriadophylla gestoßen bin. Könnte es sich bei meinen Aufsammlungen um diese Art handeln, die bei Ludwig vorgstellte I. velicornata soll sich durch ein noch deutlich häutigeres V. auszeichnen.
SZB 119-14
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SZB 102-14 Mikrozeichnung
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SZB100-14 Mikrozeichnung
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Re: Inocybe

#2
Lieber Thomas, hier muss ich leider ein wenig ausholen, denn: Mallocyben sind im Vergleich zu den schon sehr schwierigen anderen Untergattungen nochmal ein besonderer Härtefall, weil etliche wesentliche Arten unzureichend beschrieben sind, weil sie sich teilweise ähneln wie ein Ei dem anderen, weil Holotypuntersuchungen bislang noch von ganz wenigen Arten vorliegen, also noch kaum Pfosten eingerammt sind, von denen aus man sich weiterhangeln kann und weil manche Schlüssel-Unterscheidungsmerkmale so nicht haltbar sind.
Der einzige Schlüssel, nach dem man derzeit gehen kann, ist der von Bon, und da ist eine wesentliche Merkmalsfrage, ob die Cortina weißlich oder gelblich-rötlich ist. Das aber lässt sich oft gar nicht entscheiden. Wir haben oft genug im Feld beim Aufschreiben nicht sagen können, ob die Cortina nun eher weißlich oder eher gelblich war. Außerdem ist das manchmal in ein und derselben Kollektion unterschiedlich. Also landet man sehr leicht in der falschen Gruppe.
Außerdem ist es zum einen so, dass etliche Arten noch nicht beschrieben sind - denkt man. Denn andererseits gibt es etliche schon beschriebene Mallocyben aus früherer Zeit sowohl aus Skandinavien wie aus Nordamerika oder auch bei uns, die ohne weiteres diese, "neuen" Arten sein können. Welche das aber jeweils ist, ist aufgrund der viel zu schlechten Originalbeschreibungen ohne DNA- Analyse überhaupt nicht zu klären. daher sind sie sämtlich im Bon-Schlüssel auch nicht enthalten.
Das vorausgeschickt!
Ich glaube nun aber nicht, dass deine Kollektion myriadophylla ist, ich hänge dir zum Vergleich mal einen Lamellenausschnitt von einer nachweislichen myriadophylla an und dazu einen Ausschnitt von einem deiner Fotos. Du siehst, dass da noch weit mehr geht in Sachen "zahlreiche-engstehende-Lamellen".
Ich selbst habe zahlreiche ähnliche Kollektionen, die bei mir erst einmal - aus den oben genannten Gründen - einen provisorischen oder einen Artnamen mit dickem Fragezeichen erhalten haben. Es wird ganz sicher noch etliche Jahre dauern, bis wir selbst in enger Zusammenarbeit mit ausländischen Inocybologen die noch vorhandenen europäischen Holotypen ausgeliehen und soweit möglich sequenziert haben.
Jedenfalls in der Gruppe mit weißlicher Velipellis gibt es ja leucoblema, leucoloma, hebelomoides, und substraminipes. Dein Fund wäre etwa mit letzterer zu vergleichen, falls nun die Basis deiner Stiele gelb war, was ich dem Foto nicht recht entnehmen kann, aber es hat für mich zumindest den Anschein. Die Zystiden wären kettig, was passt und die Sporen typisch bis 10-11 µm. Aber sicher bin ich da keineswegs! Da es in der GenBank etliche Sequenzen von guten Inocybologen gibt, die als "substraminipes" bezeichnet werden, wäre eine DNA-Analyse hilfreich - aber das Problem lösen tut das erst wirklich, wenn der Typus nicht analysiert ist.

Mehr kann ich leider nicht dazu sagen, liebe Wochenendgrüße von Ditte

P.S. Was deine alpinen Marginatae angeht, kann ich eben aus der Ferne auch nicht entscheiden, ob nicht vielleicht eine davon obtusiuscula ist. Die Sporen dürften dann aber nicht so sehr höckerig sein. Wir werden sehen.
Dateianhänge
Lamellen.jpg
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Lamellen-myriadophylla.jpg
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Re: Inocybe Nachtrag

#4
Liebe Ditte,
ich hab' mir meine Fundnotzien noch einmal durchgesehen und nachdem ich beim Lam-abstand normal weit und nicht explizit eng angeführt habe, scheidet myriadophylla aus. Eine auffallend gelbe Stbasis habe ich auch nicht notiert und diese ist mAn auch nicht am Foto erkennbar. Ich habe eine Mallocybe-Koll aus der alpinen Stufe mit deutlich gelber Stielbasis, relativ großen Sporen (9,5 - 11,5 x 5,5-7,2) , kettigen Zystiden, die ich als Inocybe fulvipes angesprochen habe. Das Merkmal der Stielbasis war im Feld noch besser erkennbar, wie auf nachstehendem Foto. Wäre dieses Merkmal bei substraminipes ebenfalls vorhanden?

Inocybe fulvipes SZB 077-15
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Re: Inocybe

#5
Guten Abend, lieber Thomas, zweimal ja: man sieht auf dem Foto gut den Unterschied: hier deutlich gelb, bei der anderen Kollektion höchstens andeutungsweise. Und ja, substraminipes soll auch eine gelbe Stielbasis im Fleisch haben. Bei Kühner heißt es ""chromio"luteo in extrema basi variata", und bei Bon "jaune vif". Ob das aber wirklich immer so ist und nicht mal auch einfach nur gelblich sein, kann muss man mal an einer Reihe von Kollektionen bei jedem einzelnen Stiel überprüfen.
Liebe Grüße, Ditte
cron