Unklare Macrolepiota-Art

#1
Lieber Gernot,

ich nutze das Regenwetter um ein paar Bilder eines Riesen-Schirmlings hochzuladen, den ich im August des Vorjahres in den Eichen-/Hainbuchenwäldern des Weinviertels gefunden habe. Ich habe versucht, die Pilze u.a. nach deinem Schlüssel zu bestimmen, der im Tintling 2013 erschienen ist bzw. habe die Fotos auch schon im pilzforum.eu gezeigt ohne dass der Pilz bestimmt werden konnte.

Zuerst war mir nicht klar ob es überhaupt eine Macrolepiota-Art ist oder ev. doch Chlorophyllum oder sogar Leucoagaricus. Nach der Sporenmikroskopie würde ich sagen, es müsste jedenfalls Macrolepiota sein, weil bei einigen Sporen ein hyaliner Kallus zu sehen ist. Oder interpretiere ich die Bilder falsch?

Auffällig war, dass die Pilze fast geruchsneutral waren und nicht den typischen Parasol-Geruch hatten. Die Ringe waren allesamt angeklebt und nicht verschiebbar. Stielnatterung ist wenn überhaupt nur sehr fein erkennbar. Die Schuppen der Hüte hatten fast die selbe Farbe wie der Untergrund. Am Hut des großen Pilzes sind oben weiße häutige Velumsreste zu erkennen. Die Stiele sind nicht so gerade wie ich sie sonst Macrolepiota kenne sondern mehr oder weniger verbogen. Ich habe auch versucht einen Sporenabwurf zu machen, aber da war ich etwas spät dran, als der Pilz schon antrocknete, sodass nichts aussagekräftiges hinsichtlich der Farbe des Sporenpulvers herauskam.

Verfärbungen des Fleisches im Längsschnitt bzw. an der Stielbasis gab es so gut wie nicht, vielleicht ganz leicht bräunlich.

Die beste Übereinstimmung gäbe es noch mit den Merkmalen rund um Macrolepiota rhodosperma/fuliginosa/nordica.
Vielleicht könntest du noch etwas Licht in diese Sache bringen, indem du dich so intensiv mit dieser Gattung befasst hast.

Vielen Dank!
Christian
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Zuletzt geändert von christian-ap am 31.03.2022, 22:57, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Unklare Macrolepiota-Art

#2
Lieber Christian,

die Kombination aus wattigem, doppeltem Ring, schmächtigen Fruchtkörpern und schwacher Stielnatterung spricht m. E. für M. rhodosperma. Die Farbe und Ausprägung der Hutschuppen sind bei dieser Art sehr variabel. So kann sie gelegentlich ziemlich blass gefärbt sein, wie bei deinem Fund, siehe z. B. die beiden Fotos hier ganz unten: https://www.pharmanatur.com/Macrolepiota%20konradii.htm. Andererseits kann die Hutbeschuppung in derselben Kollektion von einer einzigen großen, sternförmigen, zentralen Schuppe bis hin zu zahlreichen kleinen Schuppen alle Übergänge zeigen, siehe z. B. Fig. 1a hier: https://www.researchgate.net/publicatio ... gures?lo=1.

Das Velum ist gerade bei M. rhodosperma nicht ungewöhnlich (dafür wurde die var. velicopia beschrieben), aber auch z. B. bei M. mastoidea ist dieses gelegentlich deutlich ausgeprägt.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Unklare Macrolepiota-Art

#3
Lieber Gernot,

vielen Dank für deine rasche und komptente Rückmeldung. Ganz falsch bin ich also nicht gelegen.
Ich hatte bisher immer nur die klassische sternförmige M. konradii gefunden. Muss mir in der nächsten Saison dann wirklich mal die Farbe der Sporenabwürfe genauer ansehen.

Schöne Grüße! Christian
cron