Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#1
Liebe Pilzgesellschaft,
Jetzt hab ich doch noch meinen herbstlichen Abstecher auf die Heide samt föhrenreichem Kalk-Wienerwald nachgeholt. Und es war wieder ein echtes Erlebnis.
Einiges war mir zum Glück schon (hoffentlich) klar:
Leucoagaricus badhamii, schön rötend:
Agaricaceae_Leucoagaricus badhamii 1-2.jpg
Hygrophorus carpini - wie sich's gehört bei Carpinus wachsend:
Hygrophoraceae_Hygrophorus carpini 1b-2.jpg
schöne Schwindlinge wie z. B. Marasmius wynneae:
Marasmiaceae_Marasmius wynneae 1-2.jpg
oder Marasmius torquescens - der hier eine wundervolle Sternzeichnung am Hut hat:
Marasmiaceae_Marasmius torquescens 1b-2.jpg
Tapinella panuoides - streng nach Vorschrift auf Föhrenholz, diesmal häufig:
Tapinellaceae_Tapinella panuoides 1c-2.jpg
Lactarius semisanguifluus - frisch aufgeschnitten mit oranger Milch:
Russulaceae_Lactarius semisanguifluus 1b-2.jpg
Baeospora myosura natürlich allgegenwärtig:
Marasmiaceae_Baeospora myosura 1-2.jpg
genauso wie Galerina marginata:
Strophariaceae_Galerina marginata 1b-2.jpg
Nicht fehlen dürfen die hübschen Helmlinge wie Mycena stipata:
Tricholomataceae_Mycena stipata 1b-4.jpg
oder Mycena erubescens mit ihrem sehr bitteren Geschmack - hier in ihrer allerschönsten Ausprägung als Schutzmantel-Mycena - sie wird in Trockenphasen und Krisenzeiten von Mykologen gerne angerufen ... :-)
Tricholomataceae_Mycena erubescens 1c-4.jpg
Es folgen noch die zweifelhafteren Kollegen ...
Danke und liebe Grüße
Jock

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#2
Liebe Pilzgesellschaft,
Hier, wie versprochen, die Zweifelhaften ...:
Zuerst war da eine Russula-Art - violettlich überhaucht, auch gilbend, sonst ocker ... ein wenig wie R. violeipes, er erinnerte mich auch an R. xerampelina ... war aber scharf und sicher ohne Fischgeruch ...:
Russulaceae_Russula sp 1-2.jpg
Russulaceae_Russula sp 1b-2.jpg
Dann gab's natürlich einige Schleierlinge, wobei folgende Art am Eindrucksvollsten war - schleimig, wurzelnd, zuerst sauer, dann bitter schmeckendes Fleisch, hohl ... so hab ich mir immer Cortinarius croceocoeruleus vorgestellt?:
Cortinariaceae_Cortinarius croceocoeruleus cf 1b-2.jpg
Cortinariaceae_Cortinarius croceocoeruleus cf 1c-2.jpg
einen Riesen konnte ich auch nicht zuordnen - dachte zuerst an einen der großen Trichterlinge, aber das Spinnennetz zeigt, dass das Sporenpulver wohl rostbraun ist ... ?
Cortinariaceae_Hebeloma sp 1-2.jpg
Cortinariaceae_Hebeloma sp 1b-2.jpg
Cortinariaceae_Hebeloma sp 1c-2.jpg
Cortinariaceae_Hebeloma sp 1b det.jpg
Zu Inocyben und Entoloma-Arten kann man natürlich nichts sagen - aber vielleicht war ja zufällig jemand dort und hat die beiden bestimmt?:
Cortinariaceae_Inocybe sp 1b-2.jpg
Entolomataceae_Entoloma sp 1-2.jpg
ein bissl was kommt noch ...
Liebe Grüße
Jock

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#3
Liebe Pilzgesellschaft,
Neben den vielen Nebelkappen gab's im Übergangsbereich zwischen Föhren und Eichen-Hainbuchen Beständen auch diese "wassertropfige" Art ... Für eine Clitocybe nebularis passt da glaube ich irgendwie die Huthautstruktur nicht - die ist bei der Clitocybe immer eher radialstreifig, hier eher schuppig ... die Kappe hätte mich an Lepista panaeolus (Korr. Gernot und Irmgard: Clitopaxillus alexandri) erinnert ... aber der Stiel ist so extrem flockig bis oben ...? Auch die Stielbasis war extrem wässrig durchfeuchtet ...:
Tricholomataceae_Clitocybe nebularis 1-2.jpg
Einen Dachpilz durfte ich auch wiede finden - die Hutstruktur ist mir ein wenig zu würstelig für Pluteus phlebophorus - könnte das ein P. thomsonii sein?:
Pluteaceae_Pluteus thomsonii cf 1-2.jpg
Pluteaceae_Pluteus thomsonii cf 1b-2.jpg
Von den kohlduftenden Gymnopus-Arten war der mit den weißlichen Lamellen G. foetidus? (Korr Gernot: G. brassicolens):
Tricholomataceae_Gymnopus foetidus 1-2.jpg
Ein Clitocybe mit extremem Scheunenstaub-Geruch kam auch dazwischen vor:
Tricholomataceae_Clitocybe sp 1-2.jpg
Über die Chroogomphus-Arten wird ja immer wieder lebhaft diskutiert - natürlich gab's jede Menge C. rutilus zu sehen. Ein Exemplar schaute aber irgendwie anders aus - auch die Färbung im Schnitt war ungewohnt - vielleicht einfach nur ein alter Fruchtkörper?:
Gomphidiaceae_Chroogomphus sp 1c-2.jpg
Auf einer moosigen Trauben-Eiche gab's auch noch Helmlinge - Ich habe dazu einmal Phloeomana hiemalis gesagt?:
Porotheleaceae_Phloeomana hiemalis 1b-2.jpg
Porotheleaceae_Phloeomana hiemalis 2-2.jpg
und auch ein mir unbekannter Porling auf Pinus darf nicht fehlen:
Porling-2.jpg
Würde mich freuen, wenn jemanden was dazu einfällt :-)
Danke und frohes Forschen
Jock
Zuletzt geändert von Joachim am 08.12.2020, 18:05, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#4
Lieber Joachim,

danke für Zeigen deiner Funde. Auf die Perchtoldsdorfer Heide bin ich heuer noch nie gekommen. Das Foto der Schutzmantel-Mycena ist ganz besonders schön!

Es gibt fachkundigere ExpertenInnen im Forum, aber ich denke mit Lepista panaeolus (luscina) liegst du sicher richtig. Hab ich vor kurzem auch gefunden, jedoch nicht mit so ausgeprägten Wasserflecken.
Könnte der Dachpilz ev. Pluteus nanus sein? Phloeomana hiemalis hätte ich auch gesagt.
Der zuletzt gezeigte Pilz sieht mir sehr nach Oligoporus guttulatus aus.

Schöne Grüße!

Christian

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#6
Lieber Christian und Gerhard,
Vielen Dank für die Rückmeldungen - Pluteus nanus ist auch ein guter Tipp ... vielleicht lässt sich das ja noch im Mikroskop auseinanderhalten.
Beim "Wassertropfigen" gibt's schon Ähnlichkeiten zum Wasserfleckigen Röteltrichterling - die Wasserflecken und vor allem den ausgeprägten Myzel-Filz ... Ich bilde mir aber ein, die Art zu kennen. Der war immer kleiner, dünnfleischiger und mit deutlichen Orangetönen. Die fehlen dem gefundenen Pilz völlig. Zum Vergleich einmal var. gilva:
Lepista flaccida var gilva.jpg
und einmal fleckenfrei:
Tricholomataceae_Lepista flaccida 1 b-2.jpg
Danke und frohes Forschen
Jock

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#7
Hallo in die Runde,

ergänzend noch ein paar weitere Einschätzungen.

Beim Täubling könnte man vielleicht auch in Richtung R. queletii/sardonia schauen.
Der Wassertropfige könnte Clitopaxillus alexandri oder C. fibulatus sein.
Den Dachpilz würde ich ebenfalls für P. thomsonii halten, das würde sich aber mikroskopisch leicht bestätigen lassen.
Der Kohlstinker schaut für mich nach G. brassicolens aus.
Beim Chroogomphus lohnt sich sicher auch ein Blick ins Mikroskop für die genaue Bestimmung.
Rein makroskopisch sind die weißlichen Rindenhelmling nicht leicht zu bestimmen, es kämen evtl. auch noch M. olida und M. alba in Frage. Die Form des Lamellenansatzes ist da auch ein gutes Merkmal, ich kann sie aber nicht sicher erkennen, und sie kann je nach Alter der Fruchtkörper auch variieren...
Beim letzten Schwammerl würde ich einen anderen Saftporling in Erwägung ziehen, vielleicht Oligoporus fragilis/lateritius.

Danke für die schönen Fotos und interessanten Arten! Viel Glück noch mit den Cortinarien und anderen schwierigen Kandidaten...

Schöne Grüße
Gernot

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#8
Servus Joachim,
Danke für die Fotos von deinen Ausflug zur späten Perchtoldsdorfer Heide, schon wieder ein anderer Aspekt als bei der Exkursion von Alex im Oktober.
Halte ich für Russula sardonia.
Cortinarius croceocaeruleus stimmt.
Der große braune könnte Cortinarius aprinus sein.
Der getropfte sieht verdächtig nach Clitopaxillus alexandri aus.
Pluteus thomsonii stimmt.
Oligoporus guttulatus ist richtig, die Tropfen sind ganz typisch und auch die schon erkennbare leichte Zonierung.
LG
Irmgard

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#9
Hallo nochmals,

der Saftporling macht mir einen eher dünnfleischigen und schmächtigen Eindruck, weshalb ich O. guttulatus hier nicht wirklich erkennen kann. Wässrige Guttationstropfen können m. E. mehrere Arten produzieren, auch der von mir erwähnte O. fragilis (vgl. z. B. hier https://www.pharmanatur.com/postiafrag.htm). So sind die Dinge anhand von Fotos halt schwerer einzuschätzen als in natura...

Schöne Grüße
Gernot

Re: Perchtoldsdorfer Heide am 5. 11.

#10
Liebe Irmgard, lieber Gernot,
Danke für die sehr hilfreichen Tipps - Clitopaxillus alexandri und Pluteus thomsonii nehme ich dann als sicher an und kann so im Winter einmal meine Erfahrungen am Mikroskop sammeln. Beide hab ich hier zum ersten Mal gesehen - echt super - genauso wie Cortinarius croceocoeruleus - freut mich sehr. Da hab ich wieder einiges gelernt :-)
Danke und liebe Grüße
Jock