Geislucke, 15.05.2022

#1
Grüß euch,

wir hatten ja dieses Jahr endlich wieder mal das Glück ein wirklich niederschlagsreiches Frühjahr zu erwischen. In höheren Lagen war deshalb auch entsprechend viel Schnee hatten wir in höheren Lagen und erst der warme Regen der letzten Woche hat mal bis etwa 1400m halbwegs ausgeputzt.
Am Sonntag hatte ich dann auch endlich mal Zeit für eine kleine Tour im Nationalpark und hab mir dafür die Geislucke ausgesucht, ein kleiner Urwaldrest den wir letztes Jahr während des Kartierungswochenendes zum ersten Mal untersucht haben.

Bevor ich allerdings aufbrechen konnte musste ich noch meine tägliche Kontrollrunde bei meinen Schafen machen, was schon mal eine gute Einstimmung für eine erste, ernsthafte Schwammerltour war.

Erst ging es zu meiner Zuchtherde und überraschenderweise waren dort schon haufenweise Hasenstäublinge zu finden. So früh im Jahr hatte ich eigentlich noch nicht mit der ersten großen Fruchtungswelle gerechnet
Lycoperdon utriforme
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Dann weiter ins NSG Jaidhaus zur Bockherde und schon unter einer einzelnen Kiefer neben dem Auto konnte ich die ersten Röhrlinge der Saison beobachten. Daraufhin hab ich natürlich noch eine kurze Runde gedreht und konnte noch hunderte weitere Kuhröhrlinge finden. Mangels Kiefernvorkommen bei uns eigentlich ein ziemlich seltener Anblick, in dem Gebiet scheinen sie jedoch massenweise zu wachsen.

edit: Suillus granulatus - Körnchenröhrling danke an Gernot und Uschi für die Korrektur
Suillus bovinus
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Nach diesem tollen Strat in den Tag war die Vorfreude natürlich noch mal größer und es ging endlich richtung Geislucke
Dort angekommen hat mich dann gleich die nächste Überraschung erwartet. Haufenweise taufrische Austern, die ich um die Zeit auf 1200m auch eher nicht erwartet hätte
Pleurotus ostreatus
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Weiter ging es mit einem Stamm, voll mit wunderschönen Orangeseitlingen
Phyllotopsis nidulans
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im ersten Moment hatte ich auf P. chrysoloma gehofft, war aber doch nur
Phellinus viticola
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Ein paar Frühlings-Ascos hatte ich mir natürlich auch erhofft, abgesehen von den beiden Gyromitra-Kollektionen hat sich aber nix spannendes gezeigt. Die beiden liegen mal im Kühlschrank und reifen hoffentlich noch aus
Gyromitra sp. (Picea)
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Gyromitra sp. (Fagus)
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letztes Jahr hatten wir ihn ja schon gerochen, gestern fand ich dann auch die Fruchtkörper. Der Kokosduft war schon aus 50m wahrnehmbar, bei der Größe aber auch kein Wunder
Cystostereum murrayi
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Zuletzt geändert von Florian am 23.05.2022, 07:41, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Geislucke, 15.05.2022

#2
und natürlich dürfen auch ein paar Bilder der anderen, schon letztes Jahr nachgewiesenen "Urwaldarten" nicht fehlen
einer der Hauptgründe für das gewählte Exkursionsgebiet war, dass ich mich mit der folgenden Schönheit mal näher bekannt machen wollte. Letztes Jahr von Gernot gefunden und bestimmt
Skeletocutis stellae
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auch an einigen Stämmen im Gebiet
Phellopilus nigrolimitatus
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recht häufig und teils mit riesigen Fruchtkörpern
Phlebia centrifuga
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und natürlich dürfen ein paar schwarze und gelbe Punkte auch nicht fehlen
Camarops tubulina und Antrodiella citrinella
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Alles in allem ein recht lohnenswerter erster Ausflug und ein guter Start in die Gebirgssaison. Wenn's Wetter passt folgt dann diese Woche noch eine Tour in ein deutlich größeres Urwaldgebiet mit viel höherem Tannenanteil, das ich mir schon seit Jahren ansehen möchte...

Liebe Grüße

Re: Geislucke, 15.05.2022

#3
Lieber Florian,

ein paar der gezeigten Pilze kommen mir tatsächlich bekannt vor. :-) Ich bin gespannt, was dir in dem neuen Urwaldgebiet so alles unterkommen wird – freue mich schon auf den Bericht.
Bei uns haben sich im Frühjahr dank der ausgiebigen Regenfälle auch ein paar Arten gezeigt, die ansonsten eher später im Jahr fruktifizieren.

Der Röhrling sieht mir eher nach Körnchen als nach Kuh aus.
Lustig, dass du C. murrayi dort nun finden konntest bzw. dass er sich vor uns trotz dieser großflächigen Fruchtkörper damals versteckt hat.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Geislucke, 15.05.2022

#4
Lieber Gernot,

danke für deine Anmerkung zum Suillus, als ich den Beitrag erstellt hab war ich mir dann auch etwas unsicher, ob das nicht doch eher Körnchen waren. Hab einfach noch zu wenig praktische Erfahrung mit den ganzen Kiefern-Schmierröhrlingen
Dieses Jahr werd ich wohl noch genug Gelegenheit haben mich mit den gesammelten Kiefernbegleitern auseinanderzusetzen, dann sollte ich diese Wissenslücke auch mal schließen können.

Die Cystostereum war noch ein Stück weiter den Hang hoch, so weit sind wir letztes Jahr gar nicht gegangen. Dort oben waren noch einige wirklich schöne Fichtenstämme mit jeweils mehreren "Urwaldarten" drauf.

Bin auch schon ziemlich gespannt auf das neue Urwaldgebiet. Ist eines der Gebiete wo ich mir gut vorstellen kann, dass auch P. pouzarii zu finden ist. Der Wetterbericht sieht mal gut aus, also gibt's die Woche hoffentlich wirklich noch einen Bericht aus der Sengsengebirgs-Nordflanke.

Liebe Grüße

Re: Geislucke, 15.05.2022

#5
hallo Florian,

für mich ist die Suillus auch S. granulatus, der junge Frkp. von unten ist da eindeutig. Und die S. granulatus finde ich mehr bei Fichte als bei Kiefer. S. bovinus kommt m. W. nur bei Kiefer und ist eher ein Spätsommer- bis Herbstpilz. Schöne Funde hast du dabei, danke fürs präsentieren.

LG Uschi
cron