Blöttenbachtal, 16.04.2022

#1
Grüß euch,

ich hab das Osterwochenende mal genutzt, um endlich die erste kleine Tour im Nationalpark zu machen. Auch in den tiefer gelegenen Gebieten ist vom Frühling noch nicht viel zu merken und die erhofften Locheln waren auch noch nicht anzutreffen, aber das viele Totholz gibt natürlich immer einiges her.

Phlebia centrifuga
inzwischen finde ich bei fast jeder Tour neue Standorte. Die Art scheint im NP wirklich ziemlich häufig und flächig verbreitet zu sein
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Antrodiella citrinella
wenn man konsequent die alten Fruchtkörper von Fomitopsis pinicola absucht ist auch diese Art hier immer wieder anzutreffen, zu dieser Jahreszeit allerdings nicht gerade fotogen
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Coniophora olivacea
erst dachte ich an Hymenochaete tabacina, aber mit den septierten, kristallbesetzten Zystiden und den großen, dickwandigen, dextrinoiden Sporen kommt wohl nur C. olivacea in Frage, auch wenn die Sporen mit 9,5-12x3,5-4,5µm insgesamt etwas schmal sind
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Trechispora farinacea
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Trametes ochracea
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im vorbeifahren bin ich dann noch schnell in eine meiner liebsten Saftlingswiesen gegangen, weil dort ja angeblich auch im Frühjahr interessantes wächst. Viel war noch nicht aufgeblüht, aber zumindest die ersten paar Orchideen waren schon zu sehen
Orchis mascula
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Anacamptis morio
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Liebe Grüße

Re: Blöttenbachtal, 16.04.2022

#2
Grüß dich, Florian,

beneidenswert feucht sehen deine Motive aus! Wobei der April hier zum Glück bereits wesentlich niederschlagsreicher war als der März, aber für tiefergehende Feuchtigkeit fehlt doch noch was.

Zwei Kommentare hätte ich noch zu deinen Bestimmungen.
Coniophora olivacea: Aufgrund des scharf begrenzten, sich tendenziell sogar ablösenden Rands sieht mir das nicht nach C. olivacea aus. Makroskopisch hätte ich bei Veluticeps ambigua geschaut, kannst du die Mikromerkmale damit vielleicht nochmals vergleichen?

Trametes ochracea: Hier hätte ich eigentlich nichts anderes vermutet als Antrodia (Neoantrodia) serials...

Schöne Grüße
Gernot

Re: Blöttenbachtal, 16.04.2022

#3
Grüß euch,

ich möchte mich hier dem Gernot ganz vehement anschließen: die vermeintliche Coniophora sieht hundert Prozent nach Veluticeps ambigua (Columnocystis ambigua) aus! Man kann die Art von der Makroskopie her etwa als junge Xylobolus subpileatus an Nadelholz beschreiben.
Auch die Trametes ist wohl Neoantrodia, ja.
Ansonsten, welche Höhenlage ist das? Ich verdurste hier in Ostösterreich und dort sieht es nach Dauerfeuchte aus. Darf man da mal vorbeischauen?

Gruß Gerhard

Re: Blöttenbachtal, 16.04.2022

#4
Lieber Gerhard und Gernot,

bei der Neoantrodia habt ihr zweifelsfrei recht. Ich sollte den häufigen Arten, an denen man im Normalfall einfach vorbeigeht, auch endlich mal mehr Aufmerksamkeit schenken. Danke für die Korrektur.

Auch bei der zweiten Kollektion werdet ihr wohl recht haben, makroskopisch und im Bezug auf die Sporenbreite passt das viel besser, allerdings hab ich auch bei einer weiteren Untersuchung keine Sporen über 13µm länge gefunden und die eindeutige Reaktion in Melzers sollte ja laut FE12 auch dagegen sprechen. Diese war auch der Hauptgrund, weshalb ich zu Coniophora gekommen bin.


Bezüglich Feuchtigkeit kann ich mich momentan wirklich nicht beklagen. Nach einem recht trockenen März, der in höheren Lagen aber wenigstens vom Restschnee ausgeglichen wurde, hatten wir im April reichlich Niederschläge und hier am Alpennordrand ist auch manche "Schlecht"wetterfront für längere Zeit hängen geblieben.
Das Gebiet in dem ich da unterwegs war liegt auf etwa 600-700m im NP Kalkalpen, die höheren Lagen sind wegen des vielen Neuschnees zu Beginn des Monats noch immer nicht erreichbar, sollten dafür aber im Mai um so interessanter werden. Ich hoffe ich kann mir dann etwas Zeit nehmen für die eine oder andere Tour

Danke und Liebe Grüße
cron