Exkursion Pechelgraben bei Rein 21.5.2018

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Hallo,

im vergangenen Monat haben wir zu viert den sogenannten Pechelgraben westlich von Rein (Graz-Umgebung) aufgesucht. Gerade an den Forststraßenrändern in Bachnähe erwarteten uns in diesem feuchten Graben zahlreiche spannende Arten (hauptsächlich Ascomyceten), von denen ich nachfolgend ein paar zeige. So mussten wir bereits im Eingangsbereich vor lauter Becherlingen auf die Knie gehen – es gab am Wegrand hunderte (wohl eher tausende) Melastiza-Fruchtkörper, dazwischen aber auch (viel unscheinbarer) diese gelblichen "Teller":

Cupulina ascophanoides (= Tricharina a.)
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(Weitere Bilder hier.)

Ein kurzes Stück weiter wurden wir dann von einem zahlreich fruktifizierenden, sepiabräunlichen Becherling überrascht. Erst bei der Beobachtung der Sporen in Baumwollblau wurde das charakteristische cyanophile Sporenornament (oder eher Anlagerungen) an den Polen deutlich. Es handelt sich um:

Peziza acroornata
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(Weitere Bilder hier.)

Von dieser Art gibt es übrigens noch keine Einträge in der Datenbank der Pilze Österreichs. Sehr interessant war dann auch eine alte, kaum oder gar nicht mehr genutzte Forststraße direkt am Bach mit sandigem Boden. Hier fanden wir auf kleinem Raum mehrere Becherlingsarten; der folgende verdeutlichte die Nähe zum Wasser:

Miladina lecithina
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Eine typische Art an ausgemergeltem, periodisch überschwemmtem oder direkt im Wasser liegendem Laubholz. An entsprechenden Standorten meiner Erfahrung nach nicht selten.

Fast direkt nebeneinander wuchsen dann die folgenden beiden Becherlinge:

Ascobolus behnitziensis
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(Weitere Bilder hier.)

Und:

Peziza sp. (am Foto ist auch noch Melastiza carbonicola zu sehen)
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(Weitere Bilder hier.)

Diese Aufsammlung konnte trotz der auffällig kleinen, ganz schwach violettlich getönten Fruchtkörper und kurzen Sporen mit seitlicher Schleimhülle nicht bestimmt werden. Peziza halt…

Anna fand dann einen hübschen Becherling auf Stängeln von Ranunculus lanuginosus, den man durch das Substrat und die charakteristische Fruchtkörperform mit dem hochgezogenen Rand eigentlich schon makroskopisch erkennen kann. Auch von dieser Art gibt es noch keine Nachweise in der Ö-Datenbank – es würde sich also lohnen, gezielt an Ranunculus-Stängeln nach ihr zu suchen!

Cyathicula starbaeckii
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(Fotos von Annemarie Gallé. Weitere Bilder hier.)

An einer Böschung unter Picea und anderen Bäumen kam uns eine eigenartig geformte Lorchel unter, die ich aufgrund der Farbe und der Sporenform als Helvella oblongispora bestimmt habe.

Helvella oblongispora
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(Weitere Bilder hier.)

Nachdem wir mehr oder weniger das Ende des Grabens erreicht haben, sind wir durch einen schönen, uns bislang unbekannten Kalk-Buchenmischwald zurückgewandert. Dort stießen wir auf einen weiteren Becherling:

Peziza arvernensis
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Der letzte Pilz, ein Tintling auf Fagus-Blättern, ist ein schwieriger Fall – wir konnten noch keinen passenden Namen dafür finden. Allerdings passt die Beschreibung von "Coprinus spec. 2" im Ludwig recht gut…

Coprinopsis sp.
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Das war's auch schon wieder. Ich bin schon sehr gespannt, was im Sommer/Herbst so alles in diesem Gebiet zu entdecken sein wird – weitere Funde gibt es dann hoffentlich in zukünftigen Exkursionsberichten.

Schöne Grüße
Gernot