Hallo,
heute war ich für ein paar Stunden am Buchkogel bei Wildon, in erster Linie um Frischpilze für Seminare in der kommenden Woche zu sammeln. Erwartungsgemäß waren die (buchendominierten) Wälder rascheltrocken aber an den Wegrändern bzw. an lichteren Bereichen mit Taubildung gab's ein bisschen was. Ich hab den Ausflug auch genutzt, um ein paar häufige Arten zu fotografieren, von denen wir bislang noch keine oder nur wenige bzw. schlechte Fotos hatten. Es ist also eine relativ bunte Mischung geworden…
Begonnen hat der Tag mit diesen Wegrandpilzen:
Coprinellus micaceus
Psathyrella microrhiza
Auf Gartenabfällen:
Lepista glaucocana
Sehr reichlich auf und rund um alte Laubholzstrünke, -wurzeln etc.:
Armillaria cepistipes
Ein paar Fagus-Begleiter:
Cortinarius anserinus
Craterellus sinuosus
Clavariadelphus pistillaris
Interessant wurde es an einer lichten Jungwaldstelle mit Salweide (auch Fagus etc. in der Nähe), dort konnte ich die folgenden beiden Pilze finden:
Mycena pearsoniana
Äußerlich wie eine sehr schmächtige Mycena pura, jedoch mit leicht herablaufenden Lamellen. Die Sporen sind außerdem inamyloid, Pleurozystiden hab ich auch keine gesehen – passt also gut zu M. pearsoniana.
Hebeloma helodes
Ebenfalls ein sehr schmächtiger Vertreter seiner Gattung, ohne Cortina und mit Tropfen an der Stielspitze bzw. an den Lamellen.
In einer Fichtenschonung wurde es wieder etwas banaler…
Russula ochroleuca
Weil die beiden nebeneinander wuchsen und gerne verwechselt werden:
Russula ochroleuca (links) und Russula fellea (rechts)
Russula queletii
Und abschließend wieder zwei häufige Wegrandpilze:
Coprinus comatus
Lacrymaria lacrymabunda
Schöne Grüße
Gernot
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#2Servus Gernot,
ich habe da mal eine Frage zu einer der "banalen" Arten - die Lacrymaria: der Hutscheitel zeigt dieses auffällige Orange. Wie grenzt du sowas wie den hier vorgestellten Saumpilz von Lacrymaria pyrotricha ab?
Ehrlich gesagt ist das das, was ich mir bisher darunter vorgestellt habe. Ich kann es auch kulinarisch begründen. Ich hatte mal vor einigen Jahren diverse Pilzarten in geringen Mengen probiert, um bei der Pilzberatung ehrlich sagen zu können, was schon aus kulinarischen Gründen schonenswert ist. Dabei fiel mir auf, dass der Tränende Saumpilz - der klassische, etwas düstere, farbarme - nicht gerade als Highlight zu gelten hat, während mir die oft etwas kräftigeren mit dem Orangescheitel wirklich gut schmeckten. Das hatte mich dazu bewogen, diesem Farbmerkmal durchaus Beachtung zu schenken.
Liebe Grüße,
Christoph
ich habe da mal eine Frage zu einer der "banalen" Arten - die Lacrymaria: der Hutscheitel zeigt dieses auffällige Orange. Wie grenzt du sowas wie den hier vorgestellten Saumpilz von Lacrymaria pyrotricha ab?
Ehrlich gesagt ist das das, was ich mir bisher darunter vorgestellt habe. Ich kann es auch kulinarisch begründen. Ich hatte mal vor einigen Jahren diverse Pilzarten in geringen Mengen probiert, um bei der Pilzberatung ehrlich sagen zu können, was schon aus kulinarischen Gründen schonenswert ist. Dabei fiel mir auf, dass der Tränende Saumpilz - der klassische, etwas düstere, farbarme - nicht gerade als Highlight zu gelten hat, während mir die oft etwas kräftigeren mit dem Orangescheitel wirklich gut schmeckten. Das hatte mich dazu bewogen, diesem Farbmerkmal durchaus Beachtung zu schenken.
Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#3Servus, Christoph,
du hast recht, wenn man L. pyrotricha von L. lacrymabunda abtrennt, ist meine Kollektion wohl eher Ersterem zuzuordnen. Ich weiß gar nicht, was der letzte Stand ist bzw. ob da genetisch schon etwas untersucht wurde. Auf die Idee, die beiden kulinarisch zu testen, wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen!
Schöne Grüße
Gernot
du hast recht, wenn man L. pyrotricha von L. lacrymabunda abtrennt, ist meine Kollektion wohl eher Ersterem zuzuordnen. Ich weiß gar nicht, was der letzte Stand ist bzw. ob da genetisch schon etwas untersucht wurde. Auf die Idee, die beiden kulinarisch zu testen, wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen!
Schöne Grüße
Gernot
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#4Lieber Gernot und Christoph,
ist auf meiner to-do-Liste, die ITS der beiden mal anzuschauen, wie es da in Österreich damit aussieht. Ich unterscheide Sie. Eine große DNA-Studie der Psathyrellaceae ist unterwegs bei Dieter Wächter, Andreas Melzer und Co. Wird aber noch ein wenig dauern.
LG
Irmgard
ist auf meiner to-do-Liste, die ITS der beiden mal anzuschauen, wie es da in Österreich damit aussieht. Ich unterscheide Sie. Eine große DNA-Studie der Psathyrellaceae ist unterwegs bei Dieter Wächter, Andreas Melzer und Co. Wird aber noch ein wenig dauern.
LG
Irmgard
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#5Lieber Gernot,
ich versuche immer, so splittend wie möglich zu kartieren, denn zusammenwerfen kann man später immer noch. ;-) Dann passt unser Konzept aber doch zusammen.
Ich habe übrigens noch so einen kulinarischen Fall: mir schmeckt Lepista nuda, aber Lepista glaucocana ist für mich einfach nur widerlich im Geschmack. Völlig ungenießbar. Ist zwar kein leicht nachvollziehbares Bestimmungsmerkmal, aber auch das ist ja nichts als ein Test auf Inhaltsstoffe, Chemotaxonomioe sozusagen *hihi.
Liebe Irmgard,
dann bin ich mal gespannt, was beim Sequenzieren rauskommt. Wobei ich auf die ITS allein eh nicht so viel gebe (falls "nur" Barcoding geplant ist) - wenn identisch, ist das für mich kein Garant für Konspezifizität. Wenn aber unterschiedlich, ein Beleg für's Auftrennen. Und letzteres würde mich nicht wundern.
Liebe Grüße,
Christoph
ich versuche immer, so splittend wie möglich zu kartieren, denn zusammenwerfen kann man später immer noch. ;-) Dann passt unser Konzept aber doch zusammen.
Ich habe übrigens noch so einen kulinarischen Fall: mir schmeckt Lepista nuda, aber Lepista glaucocana ist für mich einfach nur widerlich im Geschmack. Völlig ungenießbar. Ist zwar kein leicht nachvollziehbares Bestimmungsmerkmal, aber auch das ist ja nichts als ein Test auf Inhaltsstoffe, Chemotaxonomioe sozusagen *hihi.
Liebe Irmgard,
dann bin ich mal gespannt, was beim Sequenzieren rauskommt. Wobei ich auf die ITS allein eh nicht so viel gebe (falls "nur" Barcoding geplant ist) - wenn identisch, ist das für mich kein Garant für Konspezifizität. Wenn aber unterschiedlich, ein Beleg für's Auftrennen. Und letzteres würde mich nicht wundern.
Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
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Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#6Lieber Gernot,
schöne Fotos, so wie üblich! Und doch einige Funde... Besonders danke ich dir für die Gegenüberstellung von Russula fellea und ochroleuca, denn da bin ich mir manchmal noch unsicher...
LG
romana
schöne Fotos, so wie üblich! Und doch einige Funde... Besonders danke ich dir für die Gegenüberstellung von Russula fellea und ochroleuca, denn da bin ich mir manchmal noch unsicher...
LG
romana
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#7Lieber Christoph,
zu Lepista glaucocana. Du liegst richtig mit deiner Vermutung. Für mich sind es immer schon zwei gute Arten gewesen und das bleibt auch so. Ich habe auch noch nie Schwierigkeiten gehabt, die Fruchtkörper schon im Gelände richtig zuzuordnen. Abgesehen vom eindeutig unterschiedlichen Speisewert, sowohl bei Geruch als auch bei Geschmack, L. glaucocana ist einfach nur grauslich und L. nuda gut, ist auch der gesamte Farbton der Fruchtkörper mit einem anderen Lilablau. Das Blau ist stärker als bei L. nuda und der Rotton weniger. Mag sein, dass die Schwierigkeiten einfach daher kommen, dass L. glaucocana eine eher kalkholde Art ist und daher über weite Strecken eventuell fehlt und dann helle L. nuda-Formen als solche bestimmt werden. Die ITS ist eindeutig verschieden, das habe ich schon im Jahr 2009 mit damals noch weniger weit entwickelter Methodik untersucht (aber leider bis heute noch nicht publiziert...). Ich füge hier mal den damaligen tree ein. Daraus geht eindeutig hervor, dass L. glaucocana ein eigenständiges Taxon ist.
LG
Irmgard
zu Lepista glaucocana. Du liegst richtig mit deiner Vermutung. Für mich sind es immer schon zwei gute Arten gewesen und das bleibt auch so. Ich habe auch noch nie Schwierigkeiten gehabt, die Fruchtkörper schon im Gelände richtig zuzuordnen. Abgesehen vom eindeutig unterschiedlichen Speisewert, sowohl bei Geruch als auch bei Geschmack, L. glaucocana ist einfach nur grauslich und L. nuda gut, ist auch der gesamte Farbton der Fruchtkörper mit einem anderen Lilablau. Das Blau ist stärker als bei L. nuda und der Rotton weniger. Mag sein, dass die Schwierigkeiten einfach daher kommen, dass L. glaucocana eine eher kalkholde Art ist und daher über weite Strecken eventuell fehlt und dann helle L. nuda-Formen als solche bestimmt werden. Die ITS ist eindeutig verschieden, das habe ich schon im Jahr 2009 mit damals noch weniger weit entwickelter Methodik untersucht (aber leider bis heute noch nicht publiziert...). Ich füge hier mal den damaligen tree ein. Daraus geht eindeutig hervor, dass L. glaucocana ein eigenständiges Taxon ist.
LG
Irmgard
Re: Exkursion Buchkogel (Wildon) 13.10.2018
#8Servus Irmgard,
vielen Dank für den Baum! Schade, dass er nicht veröffentlicht ist (abgesehen von hier und jetzt im Forum).
Liebe Grüße,
Christoph
vielen Dank für den Baum! Schade, dass er nicht veröffentlicht ist (abgesehen von hier und jetzt im Forum).
Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)