Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#1
nun zeige ich als letzten Teil noch einige Blätterpilze. Damit schließe ich dann diese Serie. Das vergangene Jahr und hier vor allem der Herbst, war für mich aus mykologischer Sicht sehr erfolgreich. Pilzfunde vom 1. Quartal 2021 hatte ich gleich direkt aktuell gezeigt und jetzt nicht wiederholt. Auch die Erdzunge Geoglossum simile vom Hochmoor im Bregenzerwald war ganz etwas Besonderes. Dort hatte mir Florian einen entscheidenden Tipp gegeben - danke nochmals dafür.



Amanita rubescens var. annulosulfurea - beim ersten Foto ist Amanita rubescens nebeneinander mit der Varietät annulosulfurea zu sehen.
Amanita rubescens u. A. rubescens var (1).JPG
Amanita rubescens var. annulosulfurea (6).JPG

Amanita submembranacea - finde ich regelmäßig im Montafon (Gargellen).
Amanita submembranacea (2).JPG
Amanita submembranacea (5).JPG

Asterophora lycoperdoides - fruktifiziert auf alten Täublingen oder Milchlingen - nach meiner Erfahrung sehr gerne auf Russula nigricans -
war 2021 sehr häufig zu finden. Auf dem 2. Bild noch in jugendlichem Stadium.
Asterophora lycoperdoides (7).JPG
Asterophora lycoperdoides (11).JPG

Asterophora parasitica - finde ich wesentlich häufiger und kommt auch auf Russulaceae vor.
Asterophora parasitica (2).JPG

Chamaemyces fracidus var. pseudocastaneus - Erstfund für mich. Auch die Hauptart C. fracidus ist nicht häufig, hatte ich 2020 zum letzten mal gefunden.
Chamaemyces fracidus var. pseudocastaneus (9).JPG

Cystoderma jasonis - bisher das 2. mal vor 5 Jahren selber gefunden, also auch wieder ein besonderer Fund für mich.
Cystoderma jasonis (3).JPG

Cystolepiota seminuda - im Herbst unter einer einzelnen Buche mitten im Nadelwald in großer Anzahl gefunden. Vorher hatte ich immer nur einzelne
bis max. 3 Stk. und das fast ausschließlich an Wegrändern, Böschungen etc.
Cystolepiota seminuda (2).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#2
Cystolepiota hetieri - erst das zweite mal gefunden und diesmal leider nur ein einzelnes Stück. C. hetieri rötet leicht, es gibt davon noch
mehr ähnliche Arten.
Cystolepiota hetieri (2).JPG
Cystolepiota hetieri (1).JPG

Inocybe assimilata - Anfang Aug. bei mir in der Nähe im Mischwald gefunden. Ich mikroskopiere generell fast alle Risspilze.
Inocybe assimilata (2).JPG

Inocybe bongardii - im Juli am Wegrand bei Picea abies gefunden. Der Geruch war penetrant süßlich.
Inocybe bongardii (2).JPG

Inocybe cincinnata - die lila Stielspitze ist nicht immer ausgeprägt, manchmal erst im Stielfleisch (obere Hälfte) richtig zu sehen. Mikroskopiert muss trotzdem
werden, da es noch andere mit mehr oder weniger lila Stiel gibt.
Inocybe cincinnata (3).JPG
Inocybe cincinnata.JPG

Inocybe dulcamara - an einer Grasböschung in der Nähe von Picea abies in sehr großer Menge im August gefunden.
Inocybe dulcamara (2).JPG
Inocybe dulcamara (4).JPG

Inocybe godeyi - jung weiß, rötet bei Verletzung und im Alter, hier ein besonders intensiv rotes Exemplar. Auch hier gibt es Doppelgänger.
Inocybe godeyi (2).JPG

Inocybe mixtilis - eine schöne frische Kollektion von einer Alpe im Juli
Inocybe mixtilis (3).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#3
Inocybe sindonia - ein eher häufiger Vertreter der Risspilze (zumindest in Vorarlberg), hatte ich auch schon im eigenen Garten.
Inocybe sindonia (5).JPG

Inosperma pisciodorum - gehört in die bongardii-Gruppe und riecht nach Fisch, deshalb schon im Feld bestimmbar; im Herbst auf 1400 m
im Nadelwald gefunden.
Inosperma pisciodorum (1).JPG

Inosperma calamistratum - auch noch ein naher Verwandter, Mitte August auf einer Alpe eine schöne Kollektion gefunden. Hier ist eine deutlich blaugrüne Basis zu sehen, es gibt davon noch eine seltene hochalpine Art, die ich zusammen mit Christoph H. am Großglockner schon gesehen hatte.
Inosperma calamistratum (2).JPG
Inosperma calamistratum (11).JPG

Entoloma hebes - eine Erstbestimmung für mich, gefunden im Sommer auf ca. 1000 m im Nadelwald
Entoloma hebes (1).JPG

Laccaria pumilus - das erste mal selber gefunden auf einer extensiven Wiese an einem Bachufer
Laccaria pumilus (2).JPG

Laccaria tortilis - eine große Anzahl teils büschelig bei einer Gruppe von Fichtenbäumen auf einer Alpe in ca. 1200 m
Laccaria tortilis (6).JPG

Macrolepiota permixta - persönliche Erstbestimmung, gefunden auf einer Weide in ca. 1000 m im Herbst. Es war gleich einmal klar, dass es sich nicht um M. procera sstr. handeln kann, exakt bestimmen konnte ich den Pilz dann daheim. Der Pilz rötet in allen Teilen und hat keinen genatterten Stiel.
Macrolepiota permixta (1).JPG
Macrolepiota permixta (2).JPG

Lactarius quietus - viele Eichenbegleiter sind bei uns rar, da es richtige Eichenwälder bei uns nicht gibt. So war auch dieser Fund für mich etwas seltenes.
Lactarius quietus (4).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#4
Lactarius turpis - auf einer Weide bei Birken eine größere Menge sehr große Fruchtkörper im Herbst gefunden. Bis dahin war ich der Meinung, dass diese Art
nur im Nadelwald v. a. bei Fichte kommt.
Lactarius turpis (4).JPG
Lactarius turpis (6).JPG

Marasmius hudsonii - ein eher seltener Pilz auf feucht liegenden alten Blättern von Ilex. Die starren Haare auf dem Hut sieht man fast nur mit der Lupe
Marasmius hudsonii (10).JPG
Marasmius hudsonii (9).JPG

Lyophyllum semitale - war im Feld noch graubraun und daheim beim bearbeiten dann komplett ausgeblasst (hygrophan) wie am Foto zu sehen; kann nur mikroskopisch bestimmt werden, gefunden am Waldrand bei mir ganz in der Nähe
Lyophyllum semitale (3).JPG

Lyophyllum paelochroum - der Pilz war auf einem grasigen Fußweg und hatte offensichtlich schon einen Tritt verpasst bekommen. Bei Verletzung zuerst blauend und dann schwarz werdend. Er ist nicht häufig, im vergangenen Jahr habe ich ihn gleich zwei mal an unterschiedlichen Standorten gefunden
Lyophyllum paelochroum (3).JPG

Tephrocybe ozes - im Herbst bei mir in der Nähe im Mischwald gefunden
Tephrocybe ozes (2).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#5
Tephrocybe rancida - hat eine Scheinwurzel, die beim Entnehmen leicht abbrechen kann, gefunden bei mir in der Nähe im Herbst.
Tephrocybe rancida (3).JPG

Xerula melanotricha - auf ca. 1000 m am Waldrand bei Weißtanne, vor 3 Jahren dort entdeckt und nun jährlich wieder gefunden. Diesmal schon leicht angetrocknet und daher nicht mehr so fotogen.
Xerula melanotricha (2).JPG
Xerula melanotricha (3).JPG
Xerula melanotricha (5).JPG

Tricholoma psammopus - einzelner Frkp. bei Lärche im Herbst gefunden, ist bei uns eher selten
Tricholoma psammopus (1).JPG

Tricholoma cingulatum - vor ein paar Jahren am Wegrand bei Salix gefunden, seither jährlich wieder im Spätherbst erscheinend.
Das ist die einzige Stelle, die mir im ganzen Land bekannt ist. Auf dem Foto etwas verschmutzt, da es zuvor geregnet hatte.
Tricholoma cingulatum.JPG

Tricholoma fulvum - auf einer Weide bei Birken mehrere Kollektionen im Herbst gefunden. Das Fleisch ist manchmal nur leicht gelb, typisch ist
der Standort und die leichte Rippung am Hutrand.
Tricholoma fulvum (3).JPG
Tricholoma fulvum (5).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#6
Cuphophyllus flavipes - hatte ich im vergangenen Jahr gleich mehrmals gefunden, scheint doch nicht so selten zu sein.
Cuphophyllus flavipes (3).JPG

Gliophorus irrigatus - nach mehreren Jahren wieder einmal auf einer Magerwiese entdeckt
Gliophorus irrigatus (2).JPG

Hygrocybe insipida - direkt am Wegrand einer Schotterstraße auf eine Alpe zusammen mit anderen, häufigeren Saftlingsarten.
Hygrocybe insipida (1).JPG

Neohygrocybe nitrata - im Kulturrasen neben einem Gartenbeet erschienen. In dieser Gartenanlage kommen auch immer wieder Saftlinge.
Neohygrocybe nitrata (3).JPG

Hygrophorus hyacinthinus - nach mehreren Jahren wieder einmal auf einer Alpe gefunden. Diese Art kann leicht mit der weißen Form von H. agathosumus verwechselt werden. Der Geruch erinnert sehr an Hyazinthen.
Hygrophorus hyacinthinus (1).JPG

Hygrophorus marzuolus - im März kaum jemals gefunden; im Jahr 2021 überhaupt erst Anfang Juni in 1200 m
Hygrophorus marzuolus.JPG

Dermoloma cuneifolium - auf einer Magerwiese im Spätherbst gefunden
Dermoloma cuneifolium (3).JPG

Pseudotricholoma metapodium - im Herbst auf einer Magerwiese schon mehrfach gefunden
Pseudotricholoma metapodium (2).JPG
Pseudotricholoma metapodium (5).JPG

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#7
Arrhenia accerosa - im Spätherbst auf einer Weide ein einzelner Fruchtkörper gefunden, mein zweiter Fund von dieser Art.
Arrhenia acerosa (3).JPG
Arrhenia acerosa (1).JPG

Amanita porphyria und Tapinella atrotomentosa - zum Schluss noch ein Duo von einem Blätter- und einem Nichtblätterpilz. Beim ersten hinschauen standen dort zwei Pilze von der selben Art ohne sofort zu beurteilen was es ist. Dann war gleich einmal klar, dass es zwei verschiedene sind und erst beim drunter schauen dann des Rätsels Lösung - war für mich ein Foto wert.
Tapinella atromentosa u. Amanita porphyria (1).JPG
Tapinella atromentosa u. Amanita porphyria (2).JPG

liebe Grüße
Uschi
Zuletzt geändert von Uschi am 29.03.2022, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#8
Liebe Uschi,

herzlichen Dank fürs herzeigen all dieser schönen Funde. Scheint ja eine recht erfolgreiche Saison gewesen zu sein.
Ein ppar Anmerkungen hätte ich allerdings noch.

Cuphophyllus flavipes - deine Beobachtung kann ich bestätigen. Bei uns würde ich die Art auch eher zu den häufigeren Saftlingen zählen. Scheint recht hohe Habitatansprüche zu haben, in geeigneten Gebieten ist sie jedoch regelmäßig anzutreffen.

Neohygrocybe nitrata - Anhand des einen Bildes schwer zu beurteilen, aber wirkt auf mich eher wie N. ingrata. Das Röten ist mMn ein überbewertetes Merkmal, anhand der Sporen lassen sich die beiden aber gut trennen.
Boertmann beschreibt eine N. ingrata forma minor, welche laut seinen Angaben eher im Bergland vorkommt und kaum rötet.

Pseudotricholoma metapodium - der zweite Fund ist klar, aber bei der Kollektion auf dem ersten Bild hätte ich mal nicht an P. metapodium gedacht. Schaut mir auf den ersten Blick eher wie Entoloma prunuloides aus

Liebe Grüße

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#9
Liebe Uschi,

auch von meiner Seite nochmals ein Dankeschön fürs Zusammenstellen deiner Funde, da steckt ja einiges an Arbeit dahinter!
Auch hier hätte ich, ergänzend zu Florian, noch ein paar Anmerkungen.
Chamaemyces fracidus var. pseudocastaneus
Besonders wenn ich mir das dritte Foto von diesem Fund ansehe (das du hier nicht zeigst, sondern in die Mykol. DB hochgeladen hast), gefällt mir das nicht für Chamaemyces. Für mich sieht das nach Tricholoma aus, evtl. T. fulvum/T. pseudonictitans.
Cystoderma jasonis
Cystoderma jasonis ist das m. E. nicht. Da passen mir weder die Farbe noch die deutlich ausgeprägte Ringzone. Vielleicht blasse Cystodermella granulosa?
Cystolepiota hetieri
Warum hast du dich hier für C. hetieri entschieden und nicht für C. seminuda? Sieht mir ja eher nach Letzterem aus.

Bei den Risspilzen halte ich mich mal zurück. :-)
Entoloma hebes
Rein makroskopisch hätte ich den Pilz eher in der E.-cetratum-Ecke vermutet, falls die Gelbtöne am Hut und Stiel wirklich vorhanden waren. Aber Makroskopie reicht bei den meisten Entolomen natürlich nicht.
Laccaria pumilus
Mit zweisporigen Basidien?
Cuphophyllus flavipes
Hier wäre vielleicht noch interessant zu erwähnen, dass letztes Jahr mit C. flavipesoides ein Doppelgänger von C. flavipes beschrieben wurde, der sich wohl nur genetisch und evtl. geografisch trennen lässt. So ist C. flavipesoides bislang nur aus Nordeuropa bekannt, aber wer weiß, wie die tatsächliche Verbreitung aussieht.
Hygrocybe insipida
Die Ökologie wäre eigentlich typisch für H. calciphila. Aufgrund welcher Merkmale hast du dich für H. insipida entschieden?

Schöne Grüße
Gernot

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#10
lieber Florian, lieber Gernot!

danke für eure Hinweise und ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich Fehlbestimmungen dabei habe. Was ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass ich mir dabei viel Mühe gebe und versuche, mit größtmöglicher Genauigkeit zu arbeiten. Die große Bandbreite mit der ich mich beschäftige, ist da sicherlich wieder etwas nachteilig. Ich konnte mich nie dazu durchringen, nur gewisse Gruppen zu bearbeiten. Mich faszinieren einfach generell die Pilze!

zu den einzelnen Rückmeldungen der Reihe nach:
Neohygrocybe nitrata - Bestimmung nach Bresinsky, Mikromerkmale von N. nitrata und N. ingrata ähnlich angegeben und deshalb nicht mikroskopiert. Ich bin da schon in erster Linie nach dem Röten / nicht Röten vorgegangen - ist auch von Bresinsky ein Unterscheidungsmerkmal und hat in der Vergangenheit auch Christoph schon darauf hingewiesen. Dass diese Unterscheidung eher nicht schlüssig ist, ist mir neu. Von der H-Oberseite d. einzigen Frkp. habe ich nur ein schlechtes Foto. Exsikkat habe ich angefertigt, schicke ich evtl. an Irmgard zur Sequ.

Pseudotricholoma metapodium - die zwei Fotos stammen aus verschiedenen Kollektionen vom gleichen Standort (einmal im Sept. und einmal im Oktober gefunden). Entoloma kann ich dezidiert ausschließen. Leichte Rotverfärbung und Mehlgeruch waren vorhanden.

Chamaemyces fracidus var. pseudocastaneus - Ich habe bereits im Feld wegen dem eher unangenehm süßlich-fruchtigen Geruch gleich an Chamaemyces gedacht. Dort hatten mich die rötlichbraunen Farben irritiert. Daheim in der Literatur bin ich dann auf diese Varietät gestoßen. Zystiden hatte ich keine gefunden - wird auch als Unterscheidungsmerkmal zur Hauptart angegeben (Ludwig 12.1.C). Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Cystoderma jasonis - die Sporenform und -maße sprechen eindeutig für jasonis.

Cystolepiota hetieri - ist eine klassische Fehlbestimmung des noch sehr jungen Frkp., da ein Jahr zuvor an der gleichen Stelle tatsächlich C. hetieri gefunden.

Entoloma hebes - E. ctratum kenne ich, habe ich schon öfters gefunden und kann ich ausschließen. Im ersten Moment erinnerte mich diese Entoloma an E. hirtipes. Bestimmt habe ich nach Ludwig

Laccaria pumilus - ja 2-sp. und die Sporen haben gepasst. Das Studio-Foto ist vielleicht noch etwas typischer
Laccaria pumilus (4).JPG

Hygrocybe insipida - die Beschreibungen von Bresinsky haben mir besser zu H. insipida als zu H. calciphila gepasst, z. B. leicht genabelt bei insipida (waren fast alle), calciphila soll auf der H-Oberfläche eher etwas kleiig sein, diese waren ganz glatt ... Exsikkat zur Sequ. wäre vorhanden

Ich konnte jetzt wieder einiges lernen - danke dafür.

LG Uschi

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#11
Liebe Uschi,
danke für eure Hinweise und ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich Fehlbestimmungen dabei habe. Was ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass ich mir dabei viel Mühe gebe und versuche, mit größtmöglicher Genauigkeit zu arbeiten. Die große Bandbreite mit der ich mich beschäftige, ist da sicherlich wieder etwas nachteilig. Ich konnte mich nie dazu durchringen, nur gewisse Gruppen zu bearbeiten. Mich faszinieren einfach generell die Pilze!
Klar, Fehlbestimmungen passieren einfach (jedem!). Ich finde jedoch gerade die Diskussionen, die sich dabei ergeben, besonders lehrreich, und ich bin sicher, dass es vielen Mitlesern auch so geht. Das ist ja auch der große Vorteil an einem Forum wie diesem.
Chamaemyces fracidus var. pseudocastaneus - Ich habe bereits im Feld wegen dem eher unangenehm süßlich-fruchtigen Geruch gleich an Chamaemyces gedacht. Dort hatten mich die rötlichbraunen Farben irritiert. Daheim in der Literatur bin ich dann auf diese Varietät gestoßen. Zystiden hatte ich keine gefunden - wird auch als Unterscheidungsmerkmal zur Hauptart angegeben (Ludwig 12.1.C). Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Vielleicht kannst du dir mal die Huthaut dieses Pilzes anschauen – bei Chamaemyces müsste die HDS hymeniform sein. Ich vermute ja, dass hier eine Kutis zu sehen sein würde. Das ließe sich mit einem einfachen Schnitt sehr schnell überprüfen.
Cystoderma jasonis - die Sporenform und -maße sprechen eindeutig für jasonis.
Danke für die Info. Makroskopisch würde ich hier nie C. jasonis vermuten. Vielleicht werden die Farben auch einfach nicht richtig dargestellt. Falls du noch weitere Fotos davon hast (makro- oder mikroskopisch), wäre ich sehr daran interessiert.
Entoloma hebes - E. ctratum kenne ich, habe ich schon öfters gefunden und kann ich ausschließen. Im ersten Moment erinnerte mich diese Entoloma an E. hirtipes. Bestimmt habe ich nach Ludwig
Okay, ich habe mal keine weiteren Kommentare dazu. Sich anhand von Makrofotos den Kopf über braune Entolomen zu zerbrechen, ist ja nicht gerade ein sinnvoller Zeitvertreib. :-)
Laccaria pumilus - ja 2-sp. und die Sporen haben gepasst. Das Studio-Foto ist vielleicht noch etwas typischer
Danke für die Infos und das weitere Foto.
Hygrocybe insipida - die Beschreibungen von Bresinsky haben mir besser zu H. insipida als zu H. calciphila gepasst, z. B. leicht genabelt bei insipida (waren fast alle), calciphila soll auf der H-Oberfläche eher etwas kleiig sein, diese waren ganz glatt ... Exsikkat zur Sequ. wäre vorhanden
Die Hutform (ob genabelt oder nicht) würde ich hier nicht unbedingt als Unterscheidungsmerkmal heranziehen. Die Hutoberfläche schon eher, andererseits hängt das auch von der Witterung ab bzw. sieht mir der Hut des Exemplars rechts unten ja nicht unbedingt glatt aus (kann natürlich täuschen). Im frischen und feuchten Zustand hätte H. insipida eine klebrige Hut- und Stieloberfläche (vor allem am Hut wahrzunehmen), aber bei trockenen Exemplaren ist dieses Merkmal natürlich auch nur eingeschränkt nachzuvollziehen.
Am einfachsten wäre die Unterscheidung ansonsten über die Sporen, denn jene von H. insipida sind im Vergleich zu H. calciphila deutlich schmäler und insgesamt ganz anders geformt.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#12
Liebe Uschi,


bei der Bestimmung der Neohygrocybe nitrata/ingrata halte ich mich an das Artkonzept von Boertmann, weil nach meiner Meinung und meinen persönlichen Beobachtungen dieses das Schlüssigste ist.
Boertmann trennt die beiden Arten mikroskopisch anhand der Sporenform und -breite.
N. ingrata mit (breit-)elliptischen Sporen und immer auch einem gewissen Prozentsatz subgloboser Sporen mit Q<1,2, Q nur selten >1,5 und nur selten schmaler als 5µm
N. nitrata mit elliptischen bis deutlich länglichen Sporen, Q>1,3, regelmäßig >1,7; nur sehr selten breiter als 5,5µm

Im Feld beachte ich vA die Stielfärbung, die bei jungen Fruchtkörpern von N. ingrata immer durchgehend weiß ist, bei N. nitrata ist der Steil im Mittelbereich immer grau-braun, nie durchgängig weiß.
Weitere Indizien sind der Geruch (bei ingrata deutlich weniger stechend als bei nitrata), das Verhältnis Stiellänge/Hutdurchmesser (ingrata: Stiel meist deutlich länger als H-durchmesser, oft 200%+; nitrata: Stiellänge ähnlich Hutdurchmesser, teilweise sogar kürzer) und die Hutoberfläche (ingrata: nur sehr selten schuppig aufgerissen, nitrata: deutlich schuppig)

Nach meinem Verständnis ist also H. nitrata die schmalsporige Art, immer mit teilweise dunklem Stiel, stechendem Geruch, stark schuppigem Hut und eher gedrungenem Habitus.
N. ingrata (sofern es wirklich nur eine Art ist) definiert sich hingegen durch die breiten Sporen, den weißen Stiel und den eher schwach nitrösen Geruch, während Gesamthabitus, Hutfarbe, Hutoberfläche und Farbreaktion eher variabel sind.



Beim ersten Pseudotricholoma-Bild stören mich vA die komplett fehlenden, dunklen Schuppen an Hut und Stiel. Auch der Gesamthabitus gefällt mir nicht recht und die Lamellen wirken recht dünn und stehen auch sehr dicht für P. metapodium.
Wenn's allerdings keine Entoloma prunuloides ist (Mehlgeruch und die leichte rot-braune Verfärbung an Frasstellen, wie beim rechten FK zu erkennen würden hier auch passen) hab ich auf die Schnelle auch keinen Vorschlag was sonst noch passen könnte.

Liebe Grüße

Re: Besondere Funde 2021 - Teil 4 Blätterpilze

#13
hallo Gernot, hallo Florian

danke euch beiden für eure interessanten Beiträge. Manches sehe ich dadurch doch mit etwas anderen Augen und ich freue mich schon auf entsprechende Funde 2022. Ich werde in absehbarer Zeit sicherlich Exsikkate her nehmen und entsprechend nacharbeiten und euch dann berichten. Jetzt muss ich mich um einen Vortrag kümmern, den ich in einer Woche für einen Obst- und Gartenbauverein zum Thema "Pilze im Garten" halten soll und ich da noch ganz am Anfang stehe.

Dir Florian möchte ich noch sagen, ich finde es wirklich toll wie du dich da eingearbeitet hast!

LG Uschi