Jänner- und Februarpilze

#1
Liebe Pilzfreunde,

aus Zeitgründen fasse ich hier eine Auswahl der selteneren bzw. interessanteren Pilzfunde aus den vergangenen zwei Monaten in einem einzigen Beitrag zusammen. Wenn's mit der Trockenheit so weitergeht, wird der März-Beitrag auch eher kurz ausfallen...

Athelia arachnoidea: Liegender Picea-Ast. Durch zweisporige Basidien, entsprechend große Sporen und fehlende Schnallen recht leicht zu bestimmen.
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Cristinia rhenana: Liegender Laubholz-Ast. Hier offensichtlich keine seltene Art in wärmebegünstigten Auwäldern.
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Cytidiella albida / Cytidiella albomellea: Liegender Carpinus-Ast. Nachtrag: Siehe die Diskussion unten!
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Dendrothele commixta: Borke von Quercus robur.
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Erythricium laetum: Liegender Alnus-glutinosa-Ast. Persönlicher Erstfund; wächst vor allem im Winterhalbjahr bzw. zeitigen Frühjahr.
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Fibricium rude: Liegender Laubholz-Ast.
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Granulobasidium vellereum: Liegender Salix-Ast.
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Hyphodermella rosae: Liegender Laubholz-Ast.
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Lindtneria panphyliensis: Liegender Alnus-glutinosa-Ast, bei A. glutinosa, Prunus avium, Fagus etc. Eigentlich sind alle Arten der Gattung bei uns als Raritäten zu bezeichnen.
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Marchandiomyces corallinus: Auf alten Flechten.
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Odonticium septocystidiatum: Liegender Tilia-Ast.
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Peniophora cinerea mit Trichosphaerella decipiens (kleine schwarze Punkte auf bzw. in der Peniophora): Liegender Prunus-avium-Ast.
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Scytinostroma hemidichophyticum: Liegender Carpinus-Ast. Mit "betörendem" Geruch nach Mottenkugeln.
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Sertulicium granuliferum: Liegender Alnus-glutinosa-Stamm.
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Sistotrema suballantosporum: Liegender Laubholz-Ast.
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Sistotrema tholliae: Auf Carpinus-Ästen. Durch die Gloeozystiden und Sistotrema-brinkmannii-ähnlichen Sporen gut gekennzeichnete und erst kürzlich neu beschriebene, daher noch wenig bekannte Art.
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Tomentella italica: Bei Ulmus laevis, Populus nigra, Sambucus nigra etc., in einem Auwald. Evtl. neu für Ö. Makroskopisch auffällig durch teilweise grünlich gefärbte Fruchtkörper mit warzigem/stumpf zahnförmigem Hymenophor.
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Tomentellopsis pulchella: Bei Quercus, Robinia, Carpinus etc. Der vielleicht erste Fund in Ö gelang Irmgard und Hermann im Dezember des vergangenen Jahres.
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Tomentella punicea: Bei Quercus, Pinus, Fagus etc.
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Vuilleminia cystidiata: Crataegus-Ast im Luftraum.
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Myxarium podlachicum: Liegendes Carpinus-Stammstück.
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Fomitiporia punctata: Liegendes Carpinus-Stammstück. So jung und frisch sieht man die Art nicht oft.
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Fuscoporia contigua: Morscher Quercus-robur-Stamm, im Luftraum.
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Postia simanii: Liegender Abies-Ast.
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Biscogniauxia cinereolilacina: Liegender Tilia-Stamm.
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Camarops polysperma: Liegender Alnus-glutinosa-Stamm.
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Hypoxylon vogesiacum: Liegender Acer-pseudoplatanus-Stamm.
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Nemania diffusa: Liegender Quercus-robur-Ast (oben) und auf Carpinus-Strunk (unten). Makroskopisch fallen hier die nicht ganz schwarzen sondern eher dunkelbraun gefärbten Stromata auf.
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Nematogonum ferrugineum: Liegender Carpinus-Stamm und auf -Ästen, oft auf bzw. über Melogramma campylosporum wachsend. Sehr großflächig fruktifizierende Anamorphe.
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Taeniolella faginea: Fagus (lebend), auf Borke. Zeige ich auch, um darauf hinzuweisen, dass nicht alle schwarzen Flecken auf Buchenborke Ascodichaena rugosa sind. Bei T. faginea kann man mit dem Finger den schwarzen Konidien-Staub abwischen, bei A. rugosa ist das natürlich nicht möglich.
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Xylaria longipes: Liegender Carpinus(!)-Stamm. Für mich ein neues Substrat für diese Art.
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Schöne Grüße
Gernot

Re: Jänner- und Februarpilze

#2
Hallo Gernot,

ich lese schon eine Weile im Austria-Forum mit und erfreue mich immer wieder über deine Rindenpilzbeiträge. Da ich mich auch für diese Pilzgruppe interessiere, nutze ich deine Dokus zum Vergleich und zur Inspiration.

Ich habe da eine Frage zu der Cytidiella albomellea: Wie kann man diese Art von Cytidiella (Phlebia) albida unterscheiden? Ich habe auf unserer Ehinger Pilzflora einen Fund dieser Art eingestellt, der makroskopisch große Ähnlichkeit mit deiner Kollektion hat:

http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflo ... bida01.php

Die Angaben in BERNICCHIA (2010) sind wenig hilfreich zur Abgrenzung der beiden Arten. Vielleicht kannst du mir da einen Tipp geben.

Viele Grüße aus Ehingen
Christian

Re: Jänner- und Februarpilze

#3
Hallo, Christian,

schön, dich hier zu lesen! Danke für die netten Worte. :-) Diese kann ich aber auch nur zurückgeben, da ich regelmäßig in die Pilzflora Ehingen hineinschaue und gerade eure mikroskopischen Dokumentationen sehr hilfreich finde.

Dein Hinweis bzgl. Cytidiella albida ist wirklich interessant. Ich hatte vor etwas mehr als einem Jahr eine steirische Kollektion in der Hand, die ich als Phlebia albida = Stereophlebia tuberculata (unter diesem Namen in der Mykologischen Datenbank) bestimmt habe, und das war für mich ein "anderer" Pilz. Fotos von dieser Aufsammlung sowie von einer sehr ähnlichen aus Oberösterreich, die nur acht Tage vor der steirischen gelang und Irmgard bestimmt hat, sind hier zu sehen: https://pilzdaten-austria.eu/#tax/1000758.
Da auch Bernicchia & Gorjón Cytidiella albida = Phlebia albida als resupinat beschreiben, ohne jeglichen Hinweis auf Bildung von Hutkanten, habe ich die Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen, dass meine aktuelle Kollektion mit deutlich hütchenbildenden Fruchtkörpern diese Art sein könnte.
Tja, nun sehe ich aber in Eriksson et al. (1981) und Nakasone (1996), dass anscheinend auch C. albida derartige Fruchtkörperformen ausbilden kann. Das ist nun schwierig, da es mikroskopisch kaum Unterschiede zwischen dieser Art und C. albomellea zu geben scheint (das schreibt auch Nakasone). Alles in allem könnte der von mir gezeigte Fund also doch auch C. albida sein. Ich wollte ihn sowieso noch nach Wien zum Sequenzieren schicken, dann lässt sich das hoffentlich abschließend klären.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Jänner- und Februarpilze

#4
Guten Morgen Gernot,

ich habe die Neuausgabe von "Corticioid fungi of Europe, Vol. 1" zuhause liegen und hab da mal reingeschaut:

Mit dem Hauptschlüssel gelange ich für meine "albida"-Kollektion zur Gattung Phlebia. Also nicht zu Cytidiella! In Vol. 1 ist C. albomellea behandelt. Sie wird als "initiatelly orbicuar, 1-2 cm wide, then confluent" beschrieben. Auf dem Foto sieht die ganz anders aus als unsere Kollektionen. Erinnert mehr an einen cyphelloiden Pilz als an einen Rindenpilz. Das Hymenium wird auch als glatt angegeben. Dagegen beschreiben die Autoren die Schwesternart C. nitidula als "somewhat tuberculate or in older specimens rimose". Was eher auf unsere Kollektionen passen würde.

Ich bin gespannt, was die Sequenzierung von deinem Fund ergeben wird!

Viele Grüße
Christian
cron