Megacollybia marginata

#1
Am 18. Aug. 2019 fand ich in meinem Heimatort Göfis (Vlbg.) eine (schönes, frisches Einzelexemplar) einer Megacollybia mit braunschwarzen LS. Zwei Wochen davor hatte ich von Christoph erfahren, dass es in Europa vermutlich neben der häufigen Megacollybia platyphylla eine zweite Art gibt, nämlich M. marginata, siehe auch https://forum.pilze-bayern.de/index.php ... 3#msg26785

Ich hatte den Beleg getrocknet und Ende August bei einem Treffen an Irmgard zur Sequenzierung übergeben. Nun habe ich vergangene Woche die Bestätigung erhalten, dass es sich tatsächlich um diese Art handelt.
Standort: Laub-Nadel-Mischwald, an einem sehr morschen Strunk; ca. 5 - 6 m davon entfernt waren einige Exemplare ohne dunkle Schneiden, vermutlich M. platyphylla.

Nachstehend (Studio-)Fotos davon, leider von der Belichtung ein wenig dunkel.
Dateianhänge
ganzer Frkp.
ganzer Frkp.
Hutoberseite
Hutoberseite
dunkle LS
dunkle LS
dunkle LS
dunkle LS

Re: Megacollybia marginata

#2
Liebe Uschi,

das freut mich ungemein! Man sieht, dass selbst eine so vermeintlich einfache Gattung wie Megacollybia doch mehr bietet, als man zunächst denkt. Jetzt bleibt die Frage, ob Megacollybia platyphylla s. str. nicht auch dunkle Schneiden haben darf. Dann bliebe zur Bestimmung nur noch das Sequrenzieren (nach jetzigem Stand des Wissens - wenn nicht weitere Merkmale gefunden werden).
Auf alle Fälle sollte man dunkelschneidige Kollektionen beachten und gut dokumentieren.
Super, dass das mit der Sequenzierung in Wien so gut geklappt hat! Und danke für das Vorstellen hier im Forum.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Re: Megacollybia marginata

#3
Gestern war ich im selben Gebiet unterwegs, wo ich im vergangenen Sommer die Megacollybia marginata gefunden hatte. Bei uns im Ländle ist das Pilzaufkommen immer noch viel spärlicher als in Ostösterreich, jedoch hatte es u. a. einige Breitblatt-Rüblinge. Natürlich schaue ich jetzt immer genauer hin, wenn ich solche sehe. Und gestern war das Ergebnis mehr als verblüffend: Bei meinem Rundgang traf ich auf 8 Kollektionen wie folgt:
• 2 x ohne gefärbte Lamellenschneiden (jeweils 3 Stk.)
• 4 x mit mittel- bis dunkelbraun gefärbten LS
• 2 x nicht geprüft (am Schluss wegen Gewitter Rundgang abgebrochen)

zu den 4 Kollektionen mit gefärbten LS
K 1: insges. 7 Stk., 5 davon direkt an oder auf morschem Holzstrunk (vermutlich Nadelholz), 2 Stk. neben dem Strunk; insgesamt 4 Stk. entnommen und
alle 4 Stk. besitzen gefärbte LS, etwas unterschiedlich intensiv
K 2: 3 Stk., 1 ausgewachsenes Exemplar auf morschem Holzstrunk, 2 junge daneben in der Nadelstreu
K 3: 3 Stk. in Nadelstreu, 1 ausgewachsenes Exemplar und 2 junge Frkp.
K 4: je 1 Stk. direkt an der Basis von sehr morschem Strunk und 1 Stk. daneben in der Nadelstreu
Die mikroskopischen Unterschiede dieser 4 Kollektionen sind gering, wobei K 2 etwas kleinere Sporen besitzt, als die anderen (im Foto als großes Exemplar mit risspilzartig aufgerissener Hutoberseite)

Ich war heute in einem anderen Gebiet (ca. 10 km voneinander entfernt) mit ähnlichem Habitat unterwegs, habe jedoch leider keine einzige Megacollybia gefunden. Folgende Überlegungen / Fragen stehen nun für mich im Raum:
A) Sind die gefärbten LS kein Unterscheidungsmerkmal zwischen M. platyphylla und M. marginata?
Dann könnten diese zwei Arten makroskopisch nicht unterschieden werden! Christoph hat hier schon darauf hin gewiesen. Ich habe nirgends in der Literatur einen entsprechenden Hinweis gefunden. Mikroskopisch sind die Unterschiede (jedenfalls für mich) zu gering, um einen sicheren Schluss zu ziehen. D. h. eine exakte Bestimmung wäre dann nur mittels DNA-Sequenzierung möglich
B) Im Feld sind die gefärbten LS nur bei genauer Betrachtung fest zu stellen. Könnte es sein, dass beide Arten tatsächlich über die gefärbten oder nicht gefärbten LS unterscheidbar sind und M. marginata gar nicht so selten ist? Bis vor kurzem wurde nur von einer Art in Europa ausgegangen. Vielleicht hat sich deshalb kaum jemand die Mühe gemacht, diese Pilzgattung genauer anzuschauen?
C) Faktum ist, dass ich am 26. 06. 2020 mehr Breitblatt-Rüblinge mit braunen LS als mit weißen LS gefunden hatte. Nun wäre es sehr interessant, welche Erfahrungen hier andere machen.
Nachstehend ein paar Fotos zu o. g. Kollektionen
Dateianhänge
Megacollybia Koll. 1
Megacollybia Koll. 1
Megacollybia Koll. 1
Megacollybia Koll. 1
Megacollybia Koll. 2
Megacollybia Koll. 2
Megacollybia Koll. 2
Megacollybia Koll. 2
Megacollybia Koll. 3
Megacollybia Koll. 3
Megacollybia Koll. 3
Megacollybia Koll. 3

Re: Megacollybia marginata

#4
Es gibt Neues zu diesem Thema. Ich habe nun das Sequenzierungsergebnis für alle 4 an Irmgard eingeschickten Kollektionen mit Funddatum 26. 06. 2020. Nochmals kurz auf den Punkt gebracht: alle 4 Kollektionen hatten dunkel gefärbte LS mit etwas unterschiedlicher Intensität. Makroskopisch gab es nicht wirkliche Unterschiede, mikroskopisch sehr geringe was die Sporengröße angelangt. Alle waren jedoch in der Bandbreite der in der Literatur angeführten Maße für M. platyphylla. Die als M. marginata bestimmte Art hatte minimal die längsten Sporen aller 4 Kollektionen.

Kollektion 3 wurde als M. marginata bestimmt und die anderen drei Kollektionen (1, 2 und 4) als M. platyphylla.

Ich werde 2021 weitere Kollektionen aufsammeln und mikr. überprüfen. V. a. dann neben den Sp. auch die anderen Mikromerkmale.

schöne Grüße
Uschi
cron