Inocbye alpin

#1
Hallo Foris,

anbei ein hochalpiner Fund vom Sommer 2017 an dem ich noch nage.

F: Großglockner, unterhalb Edelweißspitze, alpine Zwergweidengesellschaft, Salix retusa, 2420 msm
H. 20, rimose, freudig gefärbt, gelb-orange – gelbbraun
L. gelbbraun eher freudig gefärbt, oliv-Stich schwach
St. 20 – 25 x 2 – 4, auffallend dünn, Basis mit weißlichem Knöllchen über die gesamte Länge bereift
Ger. unauffällig; Ges. mild aber ebenfalls unauffällig
Sporen groß mit vereinzelten Riesensporen, Bas. (1-, 2-)4-sporig, Cheilos eher dünnwandig, Pleuro ähnlich

Ich bin bei I. concinnula J.Favre gelandet, aber da passen die Sporen einfach nicht; eventuelle ist das nur eine Variante der I. praetervisa.
Vielleicht kann jemand etwas Licht ins Dunkel bringen.
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Mikrozeichnungen
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Re: Inocbye alpin

#4
Lieber Thomas, ich wusste nicht, dass mit meiner Frage ein solcher Aufwand verbunden sein würde. Es wäre eine Absicherung gewesen, allerdings verändert sich die Farbe auch nicht immer, daher ist es wohl eh unnötig.
Also meine Meinung dazu ist: Ich kann ja nur von deiner Zeichnung ausgehen, was die Mikromerkmale angeht. Allerdings sieht sie gut gemacht aus. Danach kann man, wie du selbst schon schreibst, die concinnula ausschließen. Praetervisa ist das auch nicht, ich habe viele Kollektionen, die dem Epitype entsprechen, die kenn ich gut.
Aber an eine Art dachte ich sofort, auf die das Makrofoto, die Größe und Höckerigkeit der Sporen passen würden. Was die Zystiden angeht, da die - zumal im hochalpinen Bereich - oft extrem variabel sind, weiß ich nun nicht, wie typisch die waren, die du gezeichnet hast. Generell aber passt die Form. Schau dir mein Foto an, das ich anhänge. Ich rede von Inocybe phaeocystidiosa, der früheren salicis-herbaceae. Sie kann schön gelb sein in der Farbe, aber oft auch braun, ich glaube alle unsere hochalpinen Funde sind braun. Das kennt man ja übrigens auch von I. salicis, die schön leuchtend gelb, aber auch braun sein kann. Die Sequenzen sind identisch. Das gilt auch für I. phaeocystidiosa. Das ist außerdem eine recht häufige Art, die ich selbst meist im subalpinen Raum gesammelt habe. Die Stiele nun dieser Art grauen beim Trocknen - allerdings nur meist, aber nicht immer. Insofern ist das kein verlässliches Merkmal.
Da ich keine Mikrofotos gesehen habe und den Pilz nicht selbst untersucht habe, ist das, was ich schrieb aber bitte nur als eine "cf. Ferndiagnose" zu verstehen...
So, und nun wünsche ich dir und allen übrigen Foristen natürlich auch, einen frohen Abend,
herzlich Ditte
Dateianhänge
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Re: Inocbye alpin

#5
Lieber Thomas und Ditte,
danke für die Vorstellung und Diskussion dieser alpinen Inocybe. Thomas - du kannst mir gern, wenn du möchtest, den halben Hut zum Sequenzieren schicken, die Art brauchen wir ohnehin noch für ABOL.
LG
Irmgard

Re: Inocbye alpin

#6
Liebe Ditte!
vielen Dank für die ausführliche Info - Aufwand ist das für mich keiner, aber ich bin erst nächste Woche wieder im Museum.
liebe Irmgard,
werd' ich machen und Dir - wie in Windischgarsten besprochen - auch das besprochene Material zur Sequenzierung schicken.
liebe Grüße aus dem föhnwarmen Salzburg, Thomas

Re: Inocbye alpin

#7
Liebe Ditte,

Nachschau im Herbar hat keine Auffälligkeiten (Verfärbung im St) ergeben.
Interessanterweise hab' ich am gleichen Tag noch eine Inocybe Kollektion gesammelt und als I. salicis-herbacea bestimmt.
Die passt mAn gut in das Artkonzept und schaut doch etwas anders aus.

Inocybe salicis-herbaceae SZB 084-17
Alpine Zwergweidengesellschaft, 2410 msm
H. bis 17, rimose, mittelbraun – rötlichbraun, eingewachsen faserig, kein Velum beobachtet
L. weißlich, blap braun ohne oliv-Stich,
St. 15 – 20 x 3 – 4 (8), Basis mit weißlichem Knöllchen über die gesamte Länge bereift, beigeblass bis hell holzfarben
Fl weißlich – blaßbraun, holzfarben, Basis weißlich
Ger. unauffällig; Ges. mild aber ebenfalls unauffällig
Sporen mit deutlichen Höckern, relativ groß
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Re: Inocbye alpin

#9
Lieber Thomas, also bei dieser zweiten Kollektion sehen die Fruchtkörper, die auf dem Papier liegen, sehr nach phaeocystidiosa aus.( Das sind doch aber nicht die gleichen Fruchtkörper wie auf dem Standortfoto? Die Farben sind ja anders.) Jedenfalls, was die Zystiden angeht, die du gezeichnet hast, also da kann ich kein Muster erkennen, was mir bei der Bestimmung weiterhilft, und auch die Sporenmaße der paar gemessenen Sporen sind ja recht unterschiedlich. Ich weiß also beispielsweise nicht, wie der - immer sehr wichtige - Durchschnittswert von ca. 40 gemessenen Sporen ist, und auch bei den Zystiden fehlen mir da einfach die Angaben. - Ich müsste die Pilze beider Kollektionen selbst untersuchen, um da was Fundierteres sagen zu können. Aber wenn Imgard sie ja analysiert, ist das erst einmal nicht nötig. Erst, wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht phaeocystidiosa ist, und die Identifizierung nicht klar ist, würde ich sie mir gern selbst anschauen. Es gibt aber nicht so viele hochalpine Marginatae mit stark höckerigen und, wie es bei deinen Kollektionen der Fall zu sein scheint, recht großen Sporen. Eine davon ist substellata, aber die von dir gezeichneten Sporen sehen nicht danach aus. Aber, wie gesagt, ich müsste mir das selbst anschauen....
Ich wünsch dir einen schönen Abend, liebe Grüße Ditte

Re: Inocbye alpin

#10
Liebe Ditte,
ich bedanke mich herzlich für die ausführliche Antwort - das Studiobild habe ich noch farbkorrigiert - es handelt sich um ein und dieselbe Aufsammlung.
Ich schicke demnächst Material nach Wien und werde wieder berichten.
Liebe Grüße
Thomas
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